Der erste IT’S A DIENSTAG im neuen Jahr beginnt mit einem Highlight: Robert Eberhardt, Unternehmer, Galerist, Kunsthistoriker, Buchliebhaber, Eigentümer eines der renommiertesten Buchgeschäfte in Deutschland, ja in Europa, gerade mal Mitte Dreißig. Auf meine Eingangsbemerkung: Er könne mein Sohn sein, erwidert er „…und noch so einiges mehr“.
Schlagfertig ist er also auch, und sorgfältig stilvoll gekleidet mit distinguierter Distanz. So etwas polarisiert! Und ich muss gestehen, dass ich ihm auf die Schliche kommen will: Wer ist der Mann mit der Krawatte, den bunten Designer-Socken und dem Klassenbester-Gesicht?
Er wüsste gar nicht, auf was er sich einlassen solle, ob er sich hätte vorbereiten müssen? – Mein Vorteil, lassen wir es laufen und schauen, wohin es uns führt. Die Hamburger Gesellschaft ist ein Klüngel für sich, wie geht man damit um als Heidelberger (Kunst-) Geschichtsstudent, Station in Paris, als Berliner Ex-Galerist?
Er lächelt freundlich in bester Manier des höflichen Schwiegersohns. Er sähe keine Probleme, habe in vier Jahren einen hanseatischen Crash-Kurs abgelegt und fühle sich heimisch in dieser Stadt.
Marina Krauth, die das traditionsreiche Unternehmen nach Gründer Felix Jud und Nachfolger Wilfried Weber leitetete, hatte ihn schon vor sieben Jahren angesprochen, ob er nicht mit einsteigen wolle, da war er 28 Jahre alt. Ich erinnere mich gut, als ich so alt war, da wäre ich auch auf solch ein Angebot angesprungen, hätte keine Scheu vor zu „großen Fußstapfen“ gehabt.
Ich spüre die Ernsthaftigkeit meines Gastes, das Alte mit dem Neuen zu verbinden, vorsichtig und klug das Buch und die „Wunderkammer“-Schätze in die nächsten Generationen hinüberzuretten. Die gepflegte Fassade von Robert wird menschlich, zugänglich, erhält wohldosierte Leidenschaft.
Bestseller-Autor Eric Weißmann
Wie verleihe ich beispielsweise der verstaubten Ausgabe von Goethe eine Begehrlichkeit? Sie steht da nun schon seit Jahren im Regal. Man muss sie frisch präsentieren, beschreiben, das Wertvolle an ihr herauskehren.
Ein großes Thema steckt dahinter: Nicht tatenlos zusehen, wie Dinge sterblich sind, sondern ihnen ein neues Leben einhauchen. Dazu gehören die Bücher an vorderster Stelle, aber auch vieles mehr, das Muße und Hingabe erfordert. Ebenso wie die Kunst (auf Papier).
Schon ein Weile habe ich aufgehört, meinen Fragen einen unterschwellig kritisch-prüfenden Beigeschmack zu verleihen. Im Gegenteil, ich empfinde große Ähnlichkeiten als Kulturmenschen, die unternehmerisch denken, als Gastgeber, die ihre Geschäfte zu Begegnungsstätten machen, als moderne VertreterInnen eines Salon-Gedankens.
Felix Jud Buchhandel Antiquariat Kunsthandel feierte 2023 sein 100jähriges Jubiläum. Der Schwerpunkt liegt auf der anspruchsvollen Literatur, den signierten Ausgaben, Raritäten und der Kunst. Das Spektrum ist bewusst breit gehalten von der Postkarte für 1,90€ bis zu den bibliophilen Schätzen von über € 60.000.
Mit Respekt sähe er 2024 entgegen, so sagt er mit nüchternem Verstand, was ihn nicht hindert, mutig in die Zukunft zu planen. Es braucht die Fantasie des jungen Entrepreneurs, das ewig totgesagte Buch neu zu erfinden.
v.l.: Henriette Rumke, Sprachwissenschaftlerin und Molière-Expertin, Valérie Lübken, Generalkonsulin von Frankreich, Mariano Pagliettini, Vizekonsul Argentinien.
In welcher Welt wollen wir leben? In der ohne Bücher und ohne Kabinette des Wunderns? Ich nicht. Meine Unterstützung hat, und ich glaube mit mir alle, die an diesem Abend anwesend waren. Unter dem Stichwort „Roma e Toska“ gibt es bei Felix Jud am Neuen Wall die Jubiläumspublikation gratis.
IT’S A DIENSTAG, am 23.1.2024
PILATES
Fit mit Langzeitstrategie ins neue Jahr! (Voranmeldung unter: info@romaetoska.de)
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