Am liebsten halte ich mich in Grenzbereichen auf, in Übergängen, in denen sich nichts eindeutig definieren lässt. Was ist was? Herrlich, ich werde es nicht verraten, dann mache ich es nur kaputt. Vielleicht ist das der Hintergrund, warum ich „Ruwenzori“ als ein Kollektionsthema gewählt habe, das uns noch eine Weile begleiten wird.
Der Name besitzt einen besonderen Klang. Es hört sich schön an, wenn die italienischen Stoffdesigner ihn aussprechen mit einem Lächeln im Gesicht, als würden sie das Mysteriöse dahinter verstehen. Dabei ist es vollkommen egal, ob das Motiv nun in dem gleichnamigen Nationalpark von Uganda entstand oder einige hundert Kilometer weiter entfernt beim Anstieg auf den Sabinyo-Vulkan (3.645 Meter Höhe) in dem Dreiländereck zwischen Ruanda und Kongo. Es geht um etwas anderes.
Seit einigen Monaten experimentiert der Abenteurer, Vielreisende und Fotograf dieses Motivs, Christian Rommel, Ausschnitte daraus auf uralte Eichenbretter zu drucken. Ein kompliziertes Verfahren mit Ink-Jet Sprühköpfen, die eine absolut plane Oberfläche benötigen. Kaum zu schaffen bei den Unebenheiten des Naturmaterials.
Und doch ist es gelungen, ist ein wunderschönes Zusammenspiel von Natur und dem Bild von der Natur entstanden. Was mich von Anfang an gefesselt hat, findet hier den gleichen Ausdruck, nur mit anderen Mitteln: das Mystische in der Natur.
Zurück zum Anfang: Was ist was? Ist das Kunst, ist das Design? Lehnt es in der Ecke oder hängt es an der Wand? Das kann jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde, das Französische hat dafür die richtigen Begriffe gefunden: „Objet décoratif“ oder „Objet trouvé“. Sie besitzen das Schwebende des „Grenzbereiches“, das den Blick und die Gedanken fesselt.
Jede Tafel ist ein Unikat, eine gehört mir, der Prototyp, er steht leicht gekippt an der Wand, die anderen hängen in Hamburg und Kampen auf Sylt. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt eine Ruwenzori Tafel neben dem Seidenchiffon Tuch, side-by-side. Wo letzteres hingehört, ist ziemlich eindeutig: um den Hals.
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