Was gehört zu einem guten Essen? Eine besondere Atmosphäre. Ich gebe zu, ich protze hier ein wenig mit Meer und Horizont. – Ein schönes Arrangement von Geschirr und Deko, vielleicht ein Strauß mit Blüten, Kerzen. Darauf verzichte ich heute, der Sonnenuntergang reicht.  – Dann unbedingt ein spannendes Gespräch, ein fesselndes Thema. – Habe ich etwas vergessen? Natürlich: Die Mayo. Rezept folgt.

Mayo ist nicht gleich Mayo. Vergesst alles, was so auf den Pommes lümmelt, was die Regale in den Supermärkten füllt. Hier kommt ein kulinarisches Kleinod:

1 Eigelb, 2 TL Dijon Senf und 1 Löffel Essig in einer Schale oder in einem Glas vermischen und dann in kleinen Portiönchen etwas Rapsöl (ca. 100 ml) dazugeben. Rühren, rühren, rühren (das ist das Geheimnis). Ein paar Kräuter (hier ist es die italienische Kräutermischung) hineinstreuen. Und wieder rühren …

C’est ça! Das Beste ist meist ganz einfach. (Verschlossen im Glas hält die Mayo ein paar Tage.)

PS: Wer sich fragt, was ich da lese: Tom Crean, der Stille Held, der die großen Expeditionen in der Antarktik Anfang des 20. Jahrhunderts begleitete, der vieles rettete, was sein Vorgesetzter Scott vermasselte. Es ist ein Leerstück der Hybris, der Ignoranz und der Egozentrik.

Während der Norweger Roald Amundsen mit fünf Männern auf Skiern und mit 52 Hunden zum geographischen Südpol eilte, schickte der Engländer Scott die Hundeschitten zurück, setzt auf sibirsche Ponys, die im Schnee versanken, ließ seine Männer die hunderte Kilogramm schweren Schlitten ziehen, bis sie vor Schwäche zusammenbrachen, und ließ zum Schluss noch die Skier zurück.

Auch wenn die Hühnerbeinchen schon lange verzehrt sind und ich immer noch mit dem Finger von der Mayo nasche, könnte ich den ganzen Abend weitererzählen, warum alles schiefging, weil man das Lernen voneinander ignorierte, die Natur unterschätzte, den eigenen Egoismus pflegte … Wie so oft im Leben werden die falschen Helden gefeiert.

Ich liebe solche Bücher, mich fröstelt, es wird dunkel, ich leide mit, noch ein Kapitel und die nächsten zehn Seiten… Der Ausgang des Wettrennens zum Südpol ist Geschichte, hier wird sie von den Unbekannten neu erzählt.

Nun noch die Schlussbemerkung: Ich empfehle die Mayo vom Grafen, das Buch über Tom Crean (am Anfang etwas holperig) und einen langen Abend im Gespräch. Wer nicht weiß, was dazu anziehen, kann sich gerne melden oder noch besser, gleich vorbeischauen. Carmen und ich sind bereit, in Hamburg und auf Sylt.