Andrea Tapper und ich haben es uns im Strandkorb gemütlich gemacht. Gestern hatten wir eingeladen zu einer kleinen Runde, in der sie über sich und ihr Buch sprach: „From Sansibar with Love“. Trotz Sommer, Sonne und Sonntag kamen die ZuhörerInnen zahlreich.

Ich war drinnen beschäftigt, konnte nur ab und an nach draußen für einen Snapshot. Heute dann die Plauderei zu zweit mit meinen ganz eigenen Fragen.

Ich springe in den Themen, will nicht zu viel vertraten, denn gerne möchte ich sie im September als IT’S A DIENSTAG Gast einladen. Es geht flott zur Sache, ähnlich wie sie, die Allrounder-Journalistin, lebe auch ich von der Neugierde und dem Interesse am anderen.

Sie denkt schnell, präzise und vielschichtig, erfahren knüpft sie die großen Verbindungen. Ich bin begeistert und höre aufmerksam zu. In dem Kontext der vergangenen Tage von Small Talk, Party Talk, Sonnenuntergang, Currywurst und Drinks konnte ich diese Frau nicht richtig einordnen.

Nun haben wir die nötige Ruhe, ich kann sie beobachten, ihre blitzenden blauen Augen, die Hände, die lebhaft ihre Sätze unterstreichen.

Sie erzählt von Afrika, ihrer ersten Reise zu Fuß von Hamburg nach Kenia, oder nein, „mit dem VW Bus“, korrigiert sie, der aber in der Wüste und im Regenwald steckenblieb, also doch zu Fuß. Darüber lernte sie u.a. arabisch und diesen einzigartigen Kontinent kennen, die Wiege der Menschheit. Schon bin ich bei Charles Darwin, über den ich gerade lese, wo ist sie gerade?

Andrea schrieb u.a. für die Brigitte, für Tageszeitungen, Wochenzeitungen, für die Beilage der Süddeutschen Zeitung. Als DPA Auslandskorrespondentin lebte sie viele Jahre in Nairobi, bis es sie nach mehreren verunglückten Anläufen nach Sansibar führte, diese mysteriöse Insel, die uns im Deutschunterricht begegnete (Alfred Andersch). Ich denke an Helgoland, für das Deutschland seine territorialen Ansprüche auf Sansibar mit England eintauschte.

Ihre Schilderungen zeigen wechselvolle historische Zusammenhänge. Ich versuche mir die Geographie zu vergegenwärtigen. Und dort hinein flicht sich ihre persönliche Geschichte, die Liebe zu einem Mann, dunkelhäutig, aus einem fremden Kulturkreis, anderer Religion, zwanzig Jahre jünger.

„Wie geht das?“ frage ich. – „Es ist Tagesform abhängig“, antwortet sie und lächelt schelmisch, „Montag, Dienstag, Mittwoch gehen gut, Donnerstag vielleicht nicht mehr so …“ Ich kann es mir denken, spüre ihren verlangsamten Unterton. Obwohl sich die Dinge ändern, leben wir immer noch in gesellschaftlichen Klischees.

Wer die Neugierde zum Beruf gemacht hat, der hört nicht auf, sich selbst zu befragen. Wie finden sich die Beiden auf Augenhöhe, wenn es Streit gibt, wenn die Unterschiede zu groß werden. „Meine fast unmögliche Romanze“, schreibt sie in ihrem Buch. Was heißt „Romanze“ und was bedeutet „Affäre“, wie es im Untertitel lautet? Ach, ich habe vergessen, ihr diese Stichworte zuzuschieben.

Umso mehr freue mich auf die nächste Begegnung mit ihr, der klugen Nervensäge, der Dauerrednerin, die sich für wenige Minuten auch mal stumm in die Ecke setzt und geduldig wartet, bis wir Zeit im Strandkorb finden.