Eigentlich wollte ich heute über etwas ganz anderes schreiben, aber das kann warten. Stattdessen folge ich einer zarten Spur am Strand, die die Wellen in den letzten Stunden gezeichnet hat. Es fühlt sich an, als hätte mich jemand an die Hand genommen, schlendernd von Linie zu Linie, von Bogen zu Bogen mit den kleinen Muscheln und Steinchen, den Resten von Mini-Krebsen und Splittern von Treibholz.
Als ich heute früh zum Meer ging, es mag 8:15 Uhr gewesen sein, die Sonne reichte gerade über die Dünen, empfing mich ein zauberhaftes Licht. Wie still es sein kann. Sogar die Vögel halten in sich versunken den Schnabel. Menschen gibt es nicht.
Ich ziehe meine Schuhe aus und gehe barfuss entlang dieses imaginären Pfades, der mein Sehen lenkt und mich sensibel macht für die mikroskopischen Formen und die Vielfalt der Farben. Ab und an springe ich zur Seite, um einer Welle auszuweichen, die meinen Weg nach vorne wieder verändert.
Und so entstehen immer wieder neue Muster, die ich ablaufe, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend. Die Zeit ist vergessen und meine täglichen Vorhaben sind irgendwie in ein kurzfristiges Nichts gehuscht. Meine Konzentration gilt einzig und allein den dünnen Linien …
Wer sie wohl heute schon vor mir gesehen hat? Ab und an entdecke ich ein paar Fußspuren, die das Meer wieder wegwischt. Und ob jemand es nach mir auch sehen wird? Die kreischende Frau, die mich mit ihrem Hund einholt, sicherlich nicht. Aber ein oder zwei Gleichgesonnene wird es bestimmt geben, die wie ich schweigsam einer kaum sichtbaren Fährte folgen bevor der „normale“ Tag beginnt.
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