Eine Bekannte schickte mir kürzlich einen Artikel über Mode, launisch ist er geschrieben, mit einer Melancholie, die sich durch die Zeilen webt. Elisabeth Wagner heißt die Autorin, eine Seite 13 eines Magazins oder einer Zeitung. Ich könnte die genaue Quelle recherchieren, aber stattdessen nehme ich einfach das Geschriebene als Inspiration für meine eigenen Gedanken.

„Irgendwo scheint immer die Sonne, auch in diesem Winter“,

lautet es im Untertext zu dem „Trotzdem“ der Mode. Ein Wortspiel, was Mode in diesem Herbst/Winter sein kann. Ich selbst probiere mich aus mit neuen Kombinationen, weiß auch nicht so recht, wie mich entscheiden zwischen Hell und Dunkel, zwischen Baumwoll-Bluse und kuscheligem Pullover. Also beides.

Secondhand Valentino Pullover (€ 300)

„Vielleicht ist die Mode im Winter ja grundsätzlich persönlicher als im Sommer. In dem Sinne, dass sie anstrengender, vielteiliger und der Mensch darin verletzlicher ist“, so reflektiert Wagner. Ich stimme ihr zu, es sind nicht nur die Temperaturen, die immer noch ungewöhnlich hoch sind, es ist auch die Feuchtigkeit, die unter die Haut kriecht, der Mangel an Sonne, die Dämmerung, die sich schon ab 15:00 Uhr ankündigt, das Weltgeschehen.

Gleichzeitig erhalte ich Nachrichten von Freundinnen aus Italien, aus Florida, aus Australien und Südafrika … Irgendwo scheint immer die Sonne. Der dicke Pullover ist dort sicherlich nicht die beste Empfehlung, da schiebt sich fröhlich die Blumen-Bluse wieder in den Vordergrund. Ferienzeit.

Rudbeckia Blüten am Strand von Rye Mornington, Australien

In unserer Behausungen ist es warm. Wir sprechen anders von Bekleidung als die Menschen, die darin wirklich Wärme und Schutz suchen, die keine Heizung und vielleicht nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben. „Idealerweise müsste die Wintersonne der Mode die Welt bis auf die Knochen wärmen.“ Tut sie aber nicht, sie ist ein Hauch von Luxus, der über die Laufstege gleitet.

Wieder einmal gehe ich meinen eigenen Weg und verstehe das „Winterwärmen“ als ein geistiges Wärmen, mit Inhalten, die uns umhüllen, uns ein wohliges Gefühl vermitteln und, die uns schöner aussehen lassen. Auch das macht es persönlich und schafft eine Freude jenseits von Konsum.

Mit dem Aufstehen überlege ich, was ich heute tragen werden auf der Affordable Art Fair. Pullover und Bluse, so wie gestern, nur anders kombiniert. Neben mir Lena (26) in dem oversized Blazer, einen ähnlichen trägt ihre Freundin Paula, die uns fotografierte. Sie hat ihren von einem alten Mann, der auf dem Flohmarkt seine Anzüge verkaufte. Nun erzählt er an ihr eine neue Geschichte.

„Wintersonne, trägt sie nicht jeder immer wieder mit sich herum? Verborgen unter Schichten aus Mantel, Schal und Extrapulli ist das etwas Unvernünftiges.“ Ich mag diesen Satz von Elisabeth Wagner. Er lädt mich ein, mit mir zu experimentieren, das Trotzdem zu probieren.

Wer Lust hat, besucht mich heute auf der Messe (Stand C2), und dann sprechen wir über Kunst und erzählen ihre Geschichten weiter …  Derweil schlendert das „Trotzdem Mode“ an uns vorbei.

Peter Buechler, Der Soldat, 2000. Alte Fotografie, Rahmen, Plexiglas Rahmen.