BT: Katrin, wir kennen uns nun schon beinahe so lange, wie ich das Kapitänshaus in Kampen auf Sylt als Flagship Store von Roma e Toska besitze, sprich seit 2015. Wie oft haben wir beide die Geschichte erzählt, als Du eine Anzeige von Roma e Toska auf dem Autozug gesehen hast und Dir dachtest, wer so schöne Knöpfe verarbeitet, der muss auch sonst ein Gefühl für das Besondere haben. Dann saßen wir beisammen und haben unsere erste gemeinsame Aktion geplant. Seitdem ist viel Zeit vergangen, wie hast Du Dich mit Meerglanz verändert?

KO: Ich bin mit Meerglanz erwachsen geworden. Von einer Motto-Kollektion mit spielerischen Elementen bin ich zu Schmuckstücken mit exklusiven Perlen, Diamanten, Edelsteinen und Artefakten gekommen, die ihre Geschichten erzählen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit geworden, die das Schöpferische meiner Seele freilegt. Davor war ich mein Leben lang eine kopfgesteuerte Managerin. Heute lebe ich mein Bedürfnis, meinen Emotionen künstlerische Gestalt zu verleihen.

BT: Für mich gab es sehr viele Wandlungen. „Immer wieder anders und doch Roma e Toska“, so könnte die Überschrift lauten in Anlehnung an den Spruch von Coco Chanel. Ich stand 2015 ja noch ganz am Anfang meiner Women’s Kollektion, kam von dem Wholesale für Mädchen weltweit. Die Schnitte wurden perfektioniert, die Stoffe und Prints blieben mit ihrem Anspruch von nachhaltig und storytelling. Nur die Inhalte wurden komplexer, bezogen sich mehr auf gesellschaftliche Themen, Klima („Eisbären im Sommer“) und wie wir uns die Welt erklären können („George Méliès“, „Jean de la Fontaine“ …). Erzähl mir Deine Geschichte zum Meer, warum MEERGLANZ?

KO: Ich bin aufgewachsen in einer Gegend, in der das Meer weit, weit weg war, im Sauerland, mitten im Wald. Mein Blick ging ins Grün auf dunkle Tannen. Meine Großmutter las mir, die ich immer ein kränkelndes Kind war, das Märchen von der kleinen Meerjungfrau vor. Dann entdeckte ich Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“. Und irgendwann erreichte dann auch uns in den sechziger Jahren das Fernsehen mit Jean-Jacques Cousteau und seinen Berichten. Man braucht doch nicht viel, nur ein bißchen Meer, und es geht einem gut.

BT: Für mich ist das Meer genauso wichtig. Ich brauche es immer in meiner Nähe, es gibt meinen Gedanken eine Tiefe und meinen Stimmungen ein Gleichgewicht. Gehe ich am Meer spazieren, so werde ich ganz ruhig und lass die Stürme in meinem Inneren getrost brausen. Wie sagte der Philosoph Karl Jaspers: „Das Meer ist die anschauliche Gegenwart des Unendlichen. Unendlich die Wellen. Immer ist alles in Bewegung, nirgends das Feste und Ganze …“ Meine nächste Kollektion Herbst-Winter hat wieder etwas damit zu tun. Welches ist Dein Lieblingsstück?

KO: Ganz schwierig. In jedem Stück steckt eine Entwicklungsgeschichte, die durchaus über ein bis drei Jahre gehen kann. „Super Mom und Super Dad“ ist gewiss eines meiner wichtigsten Juwelen, soeben in dieser Woche verkauft.

BT: Für mich ist vieles offen, was die Zukunft betrifft. Ich experimentiere mit Themen, lasse mich ein auf neue Editionen, Schnitte, Stoffe, Farbe. Der Herbst-Winter wird bunt und überraschend heiter, als wolle er sich gegen das Düstere rundherum stemmen. Wie sehen Deine Meerglanz Pläne aus?

KO: Weiter machen! (Sie lacht.) Stimmt doch, was gibt es Schöneres als diese geistige Schöpfung von Einzelstücken, die ihren Höhepunkt findet, wenn ich meine Umsetzung bei dem Goldschmied in den Händen halte und letztendlich dann, wenn es die richtige Trägerin findet.

BT: Heute ist Finissage von Meerglanz in meinem Chambre d’Amis. Eine ereignisreiche Woche geht zu Ende mit viele Begegnungen und wunderschönen Stücken, die neue Besitzerinnen gefunden haben. Ich habe es Deine „Re-Kreation“ genannt mit würziger Sylt Luft, gutem Essen und freundschaftlichen Gesprächen. Was machen wir als Nächstes?

KO: HAMBURG!

BT: Lass uns einen IT’S A DIENSTAG wählen, den 8. November 2022, und dann erzählst Du mehr von Dir, deinem großen Wandel von der erfolgreichen Geschäftsfrau im Supply-Chain-Management hin zu der empfindsamen Designerin von Meerglanz.