… über Ströme, die vergehn.“ Schrieb Gottfried Benn in seinem Gedicht Epilog von 1949. Es berührt mich zutiefst. Mit dem Aufwachen war ich auf der Suche nach den richtigen Wörtern und Sätzen, mit denen ich etwas entgegensetze dem Poltern der Welt, der Frechheit der Demagogen, der verantwortungslosen Hetze, die eine Bühne erhalten haben. Ich mache es still, mit der beharrlichen Eintönigkeit von: Klack. Klack. Ping! Buchstabe für Buchstabe.

„Die trunkenen Fluten fallen – // die Stunde des sterbenden Blau // und der erblassten Korallen // um die Insel von Palau.“

Ich war einmal auf Palau, siebzig Jahre später als dieses Gedicht entstand. Dass Gottfried Benn, der Schwierige, der Hellsichtige, es damals schon erkannte. Nicht die „blassen“ Korallen, wie ich fälschlicher Weise tippte, sondern die „erblassten“. Ich spüre die Scham.

Gestern sprach ich mit Nele Budelmann darüber, wie es sich anfühlt, literarische Texte nachzuschreiben. Sie benutzt dafür die Schreibmaschine sowie ihre Strickereien mit bunten Fänden.

Nele Budelmann, Manschetten. Ausstellung und It’s a Dienstag Talk, 18.2.2025

Wir eignen uns die Wörter an, mit den Fingern, mit einer Körperlichkeit. Die Sätze können nun durch uns durchfließen. Sie als Künstlerin, ich als Designerin. Klack. Klack. Pling!

Erste Notizen im neuen Skizzenbuch „Typewriter“

„Die trunkenen Fluten enden // als Fremdes, nicht dein, nicht mein, // sie lassen dir nichts in Händen // als der Bilder schweigendes Sein.“

Mein altes Farbband versagt. Es wirkt beinahe metaphorisch. Ich tippe daneben die zweite Strophe noch einmal. Klack. Klack. Pling! Rechts an den Rand quetscht sich: „nicht dein, nicht mein,“

„Die Fluten, die Flammen, die Fragen – // und dann auf Asche sehn: // „Leben ist Brückenschlagen // über Ströme, die vergehen.“

Ich habe ausversehen „Brücken schlagen“ getrennt geschrieben. Aber es gehört zusammen!!! Die Betonung liegt auf „Brücken“ und nicht auf „schlagen“.

Gemeinsam „über Ströme, die vergehn.“