Diesmal bin ich spät dran, aber das passt zu dem Türchen und was dahinter steht: Fashion. Ich musste sie unbedingt noch in den Adventskalender packen, sie ist zu schön, die unwichtigste wichtige Angelegenheit: Wie kleiden wir uns, damit wir stark, souverän und gutgelaunt durch den Tag gehen. Fashion ist meine Leidenschaft, eines meiner Mittel, zu kommunzieren, meine Ideen von der Welt in Stoffe und Silhouetten zu verwandeln. Und so landet heute der Mantel in der No.23.

Es gibt einen Vorläufer von diesem Modell, der für die „Eisbären im Sommer“ Kollektion (2017) entwickelt wurde, mit übergroßer Kapuze und angewinkelten 7/8 Ärmeln (siehe unten), inspiriert von der Kleidung der Inuit. Es sollte ein Mantel sein, der einen umhüllt und beschützt, nicht nur vor der Kälte.

Der Prototyp aus Nessel wurde damals von der Kalligraphin Jeannine Platz mit einem Gedicht des Polarforschers Fridtjof Nansen beschrieben. Für den Doppelreiher Look hatte ich mich von Roald Amundsen, dem Eroberer des Südpols, anregen lassen. Auch so eine Geschichte in der Geschichte.

Nun habe ich mir das Modell zusammen mit Bettina, der Schnittdirectrice, noch einmal vorgenommen. Die riesige Kapuze bleibt, der Schwung des Pellerine-artigen Mantels wird beherzter, aus der Kurzform wird ein knielanger Mantel.

Ein besonderes Augenmerk habe ich auf die Ärmel gelegt, die angewinkelt bleiben, aber eine breite Manschette erhalten, die über den Handrücken bis zu den Fingerspitzen reicht. Das Muschel-Motiv ist nach außen verlegt, der Mohairstoff nach innen, man kann sie aber auch hochkrempeln.

Toska war damals mein Model und ist es heute wieder am Strand von Kampen. Mit ihrem weitausschreitenden Gang läuft sie am Meer entlang, kurzer Rock und Gummistiefel. Sie ist ganz für sich, die Hände in den Taschen vergraben, die Kapuze übergestülpft, der Mantel ist wie ein „shelter“. (Das englische Wort ist komplexer als seine deutsche Übersetzung.)

Ich mag meine Tochter in diesem Look mit dem Mohair aus der Diamond-Kollektion, den Erinnerungen an die Eisbären-Edition und unserer Neuinterpretation mit den Muscheln aus dem graphischen Werk von Alexander von Humboldt (1769 – 1959).

Welchen Mantel ich am liebsten mag? Immer das neueste Modell, es trägt die anderen mit in sich und besitzt doch diese erfrischende Gegenwart. Ich finde ihn spektakulär mit dem aktuellen Motiv „Muscheln fühlen“. Und wie seine Vorgänger-Modelle umhüllt er mich kuschelig weich, wenn ich aus dem Eismeer komme.

Ich packe den Mohair Mantel in den Adventskalender als mein Statement, warum ich Mode mache: Weil ich mich dabei neu erfinde, mit jedem Teil. Erst Ruhe gebe, wenn die Details stimmen. Und dann loslasse, um das Geheimnis, das in jeder Kreation steckt, an Euch als Inspiration weiterzugeben …