Der Sommer geht zu Ende, und so langsam muss ich mit meiner Lektüre fertig werden: Bernard Williams „Wahrheit und Wahrhaftigkeit“. Schwierig war sie, anspruchsvoll und sperrig. Oft musste ich Sätze nochmal und nochmal lesen, umkringelte Worte wie „Kontingenz“ oder „Genealogie“. Ab Seite 69 verlor ich beinahe den Mut, überhaupt durchzukommen, und heimlich habe ich einige Kapitel überschlagen. Trotzdem hat dieses Buch meinen Sommer mitbestimmt, passt es so doch vortrefflich in unsere Zeit.

Hinter mir liegen zwei Monate der Denkwanderungen mit Inspirationen von allen Seiten, mit tiefsinnigen Gesprächen, mit einem leichtfüßigen Schlagabtausch von Reflexionen und mit der irrsinnigen Freude, Gleichgesonnene um mich zu haben.

Das Buch hat Eselsohren bekommen und Sandkörner fallen aus ihm heraus, wenn ich die Seiten umblättere. Es ist ganz meins geworden, zerlesen, ein wenig ramponiert, habe es mitgeschleppt, wohin ich auch ging. Man sieht ihm meinen Kampf mit dem Inhalt an. Nun bin ich am Ende angekommen mit der Zuversicht der letzten Zeilen:

„Die Hoffnung geht dahin, daß die Tugenden der Wahrheit in jenen besonders mutigen, unnachgiebigen und sozial erfolgreichen Formen fortwirken, die sie im Laufe seiner Geschichte angenommen haben. Sie geht dahin, daß Institutionen existieren können, von denen die Tugenden der Wahrheit gestützt und zum Ausdruck gebracht werden. Sie geht dahin, daß die Art und Weise, in der künftige Menschen den Dingen Sinn beilegen, ihnen die Möglichkeit geben wird, die Wahrheit zu sehen, ohne darunter zu zerbrechen.“ (Bernard Williams)

Schön, dass Ihr mir bis hierhin gefolgt seid. Ihr dürft gespannt sein, welches mein Buch für den Herbst wird. Ich geh mal auf die Suche …