… WAS DU NICHT SIEHST! Und das ist blau. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, muss ich trotzdem dieses unglaubliche Blau von heute morgen in seine Bestandteile von Blau zerlegen. Eine ambitionierte Übung, bei der jeder mitmachen darf. Spielregel 1: Ich muss es so beschreiben, dass im Kopf des anderen ein ähnliches Blau entsteht. Spielregel 2: Ich darf frei assoziieren. Spielregel 3: Was auch immer ich für Worte wähle, es bleibt nur eine Annäherung.

Auf die Plätze, fertig los: Wir sprechen vom Meeresblau! Vor meinen Füßen plätschert ein grün-beiges sandiges Blau, man erkennt den seichten Meeresgrund. Darauf folgt ein Swimmingpool-Blau oder Azur-Blau, das mich an David Hockney erinnert, mit seinen kleinen wellenartigen Strichen von Petrol-Blau. Ich nenne es das Fischschwarm-Blau.

Geht der Blick in die Ferne, verdunkelt sich das Blau zu einem Kobald-Blau oder Navy-Blue mit einem Hauch von Ultramarin, dem wertvollen tiefen Blau, das aus dem Lapis Lazuli gewonnen wurde, teurer als Gold. Es ist verheißungsvoll, dieses Blau, ein Seefahrer-Blau, ein Entdecker-Blau.

Dieses Horizont-Blau trifft mit einer scharfen Kante, als wäre die Erde eine Scheibe, auf das strahlend helle Himmelblau. Es tut nichts zur Sache, dass mir das Foto etwas unscharf gelang, ganz im Gegenteil, nun kann ich mich erst recht auf die Farbverläufe konzentrieren. Märchenhaft. Es beginnt zunächst mit einem milchigen diffusen Grau-Blau, das sich nach oben hin zu einem kühlen Baby-Blau verwandelt, durchbrochen von duftigen weiß-blauen Wölkchen.

Lege ich mich auf den Rücken in den feuchten Sand, so strahlt mich ein Signal-Blau an, ein Blau, das an Yves Klein erinnert, das von Kindheit erzählt und dem unschuldigen Spiel, in den Wolken Figuren zu sehen. Kunstbeflissene fühlen sich sicherlich auch an das Tizan-Blau erinnert.

Langweile ich Euch? Dann übt Euch selbst. Beschreibt das Blau, und fragt Euch dabei, ob es schon die Kühle des frühen Herbstes besitzt oder noch die Wärme des späten Sommers? Was ich sehe, seht Ihr anders. Spielregel No. 4: Was man wahrnimmt, davon lässt sich erzählen (mit neuen, phantasievollen, kreativen Worten).