Manchmal ist es gar nicht so einfach, jeden Tag einen klugen, inspirierenden, mitreißenden Beitrag zu schreiben, mit der Sorge, dass sich wieder jemand vom Newsletter abmeldet, weil vielleicht mein Geschreibsel: zu kritisch, zu oberflächig, zu modisch, zu intellektuell, zu langweilig … ist. Ach, keine Ahnung, bringen wir es auf den Punkt: Mir fällt nichts ein und das schon seit zwei Tagen. Der Kälte-Report rettete mich über das Wochenende, gestern dann Hamburg im Galopp durch die Termine, abends am Hafen, vertieft in Gespräche, heute früh wieder in den Zug.

Mittagessen gestern mit Carmen und Freundinnen, Taglia Scarpe, Schmetterlingssandalen (€ 370)

„Schreib doch über die Schmetterlingssandalen“, meint die Freundin. „Hab ich schon“, antworte ich knapp. „Dann über Farben.“ – Auch nichts Neues. „Wie wäre über das Wetter, den Sommer, der hier oben im Norden kein Sommer sein will?“ Ich winke ab, wirke ein wenig zerstreut, denn während sie mir am Telefon freundliche Hilfestellung gibt, belese ich mich über den Vorabend der Revolution, morgen jährt sich zum 233sten Mal der Sturm auf die Bastille.

Also will ich wissen, was davor los war, am Vorabend, und bleibe bei dem Ballhausschwur hängen, der Versammlung des dritten Standes mit den Bürgern, Handwerkern und Bauern als frisch gegründeter Nationalversammlung.

Am 20. Juni 1789 schwören sie sich, mittlerweile unterstützt von „Abtrünnigen“ des Klerus und Adels, so lange zusammen zu bleiben, bis der Staat eine Verfassung hat, die die Rechte aller berücksichtigt. Der König gibt eine Woche später nach, trotzdem beruhigt sich das Land nicht, Aufstände brechen überall aus, die dann im Sturm auf die Bastille ihren ersten Höhepunkt finden.

Jetzt wäre es spannend weiter einzusteigen, Parallelen zu ziehen bis ins Heute. Wie Emanuel Kant richtig sagt, wir bekommen das Ereignis nicht mehr aus unseren Köpfen. Aber wie können wir erneut Revolution üben gegen Autokraten? Es führt an dieser Stelle zu weit, ich bin keine Historikerin, das Eis meines Wissens ist zu dünn.

Und so nehme ich mir das Buch von Ilse Aichinger (1921 – 2016) vor, eine der wichtigsten Nachkriegsliteratinnen, „Schlechte Wörter“, aggressiv, schwierig, kaum zu verstehen in der assoziativen Aneinanderreihung von Unvereinbarem wie „Die Untergänge vor sich her schleifen“. Ob es die Bauern auch so gemacht haben vor 233 Jahren? Die Lebenmittel überteuert, der König mit weiteren Steuererhöhungen und Versailles feierte.

Nun, ich breche ab, ein anderes Mal mehr, denke an den gestrigen Vollmond über dem Hafen und das Meer, das auf mich wartet mit einem Spaziergang zum Nachsinnen am Vorabend.