Frühjahr/Sommer 2001. Alles lief ohne Plan, war ja nur Spaß, da ich das Wort „Hobby“ nicht mag, konnte man es nicht einmal so benennen. Aber wenn Roma schon einen Jeden-Tag-und-Nacht Rock besaß, dann musste Toska (4) natürlich auch etwas bekommen. Wo Stoffe kaufen? Alsterhaus in Hamburg oder die Edel-Stoff-Boutique von Gräfin Kalckreuth in Eppendorf. Natürlich landete ich als Dauerkundin bei letzterer. Stoffe für € 50, €70 der Meter und mehr. Ach, ich war so hingerissen von all den Materialien, Stickereien, Strukturen … Und man brauchte ja auch keine Mengen für die Kleidchen. Schmerzbefreit schnitt ich immer drauf los, ohne Vorlage, nur nach Intuition. Schnipp rein in die Tüllstickerei für € 98,00/m, noch die Ausschnitt-Rundung korrigieren und alles unter die Nähmaschine schieben. – Kleine Randbemerkung: Ich kann nicht nähen, habe nie einen Kurs belegt. Andere in meiner Lage hätten getackert. Nennen wir es naives Naturtalent. – Ich erinnere mich noch genau an das „WiesenBlütenKleid“ (besaßen alle solche Namen) für Toska: „zu wenig“ ist das Stichwort. Das Oberteil war fertig, aber es reichte nicht hinten und vorne, um daraus ein ganzes Kleidchen zu fertigen. Erst jetzt wurde es kreativ: aus all den um mich herum am Boden liegenden Schnipseln wurde das Unterteil genäht, nichts weggeworfen. Ein kleiner Mohairfaden verzierte umlaufend die Elemente. Fertig!

Wiesenblütenkleid Toska

Für Roma gab es dann das WaldBlütenKleid nach gleichem Muster: zu wenig, damit alles, aber auch wirklich alles verwendet werden musste, sogar die Reste aus Toska’s Kleid. So verbanden sich auf neue Weise die Stoffe, Muster und Farben. Das Prinzip gilt übrigens bis heute. Auch bei den Kollektionen bin ich kreativer, wenn ich mich bei ultra knappen Etat fokussieren muss und sich alles miteinander verknüpft.

Roma e Toska Jubiläum

Der Rhythmus war gefunden, tagsüber der Alltag zwischen Haus, Kids und Filmproduktion, spät abends bis weit in die Nacht dann das Rattern der Nähmaschine. Immer ein Kleidchen für eines der Mädchen und für die Puppe. In den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 5 Uhr huschte ich dann mit eisigen Füßen unter die Decke, schon mit großer Vorfreude, wie Roma oder Toska wohl morgens aufwachen würden, wenn vor ihrem Bett die neue Kombi dekoriert liegt. Im Nachhinein irre, wie man mit so wenig Schlaf auskommen kann. Aber die Euphorie hat mich einfach hinweggetragen.

Roma e Toska Jubiläum

Irgendwann quollen dann die Kleiderschränke über, die Freundinnen wurden mittlerweile auch schon versorgt, und schließlich habe ich dem Drängen von allen Seiten nachgegeben und am 22. November 2001 ein Gewerbe angemeldet, benannt nach meine beiden Töchtern, wie sollte es auch sonst heißen, fing mit ihnen doch die ganze Geschichte an. Das Rosenkleid von Toska und passend dazu das Kleidchen für die Puppe Stefanie wurden wenige Monate später das erste Kollektionsteil mit dem ich die Münchner Mode-Agentur begeistern konnte. Der nächste Step, aber davon später …

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