1924 schrieb André Breton sein erstes Manifest des Surrealismus: „Geliebte Fantasie, was mir am besten an Dir gefällt, ist Deine Schonungslosigkeit“. Brüssel steht gerade im Zeichen dieser bedeutenden Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts, die das Unterbewusste und die Traumwelten zum Thema machte. Das Absurde, Nicht-Sichtbare wurde gepaart mit der Kraft der Assoziation (und des Humors), gelebt als Experiment und in der Kunst lebendig gemacht.

Meine Freundin Tuki war die Erste, die mich auf dieses Ereignis Aufmerksam machte. „Ist Deine neue Kollektion eigentlich surreal?“ Fragte sie. „Irgendwie schon“, antwortete ich, und dachte dabei an meine kindlichen Parallelwelten von Monstern, Feen und Bäumen, die sprechen können. „Fahr nach Brüssel“, meinte sie, die Stadt feiert als erstes das Jubiläum des Surrealismus. Danach folgen Paris, Madrid, und Teile von „Imagine. 100 Years of international Surrealism“ werden auch in der Hamburger Kunsthalle landen.

Zu Ostern gab die nächste Freundin, Susanne aus München, die lange in Mexiko gelebt hatte, einen wichtigen Hinweis zum Surrealismus. Sie erzählte mir Leonora Carrington. Ihre Bilder würden sie an meine Stoffe erinnern. Carrington, die Geliebte von Max Ernst?

Viel mehr wusste ich nicht von ihr, bis ich jetzt ihre Biographie las, soeben erschienen. Ausführlich werde ich morgen über Leonora schreiben. Sie verdient ihr eigenes Kapitel, eine bedeutende Künstlerin, eine eigenständige Figur in der Gruppe um Breton und Ernst, die es in Europa postum zu würdigen gilt.

Zufälle gibt es nicht! Dass der 100.Geburtstag des Surrealismus mit meiner kreativen Arbeiten zu Childhood zusammenfällt, wusste ich nicht. Oder doch? Wer weiß, was man alles wo und wie unbewusst aufschnappt. Eine weitere Verästelung dieser an Assoziationen so reichen Kollektion.

Das Werk von Leonora Carrington (1917 – 2011) besitzt eine mir vertraute Ikonographie, die nicht in unserer Welt verankert ist. Aber davon morgen …