„An die Zukunft denken, ist ein Luxus, den wir nicht mehr haben“, sagte eine junge Libanesin einer Journalistin der Süddeutschen Zeitung. Es steht in den Morgennachrichten, die ich per Newsletter erhalte. Dann wird das aktuelle Geschehen mit Fakten und Daten aufgeführt, Tote, Verletzte, Menschen auf der Flucht. Und worüber soll ich schreiben? Angesicht der weltpolitischen Lage ist es schwer, der goldenen Herbst-Sonne den gebührenden Platz einzuräumen.
Die Stilleben-Fotos hatte ich schon vor ein paar Tagen gemacht von den gelben Quitten und dem roten Fallobst. Ach, könnte ich doch nur das Leid dort draußen ausklammern. Es funktioniert nicht, und gerade deswegen habe ich ja mit der Childhood Kollektion vor gut eineinhalb Jahren begonnen. Ich wollte eine in mir lebende Kraft wecken, die dem Bösen entgegentreten kann.
Es ist leicht auf dieser Insel, an all die schönen Tage zu denken, die noch kommen sollen. Ich möchte sie so gerne retten gegen die Frage: „Wo soll das enden?“, wie sie heute der Nachrichtenchef der SZ stellte. Ich weiß es auch nicht, telefoniere mit meinen beiden Töchtern, Roma auf der anderen Seite des Globus, Toska in Paris. Wir bleiben privat, die aktuellen News sind ausgeklammert. Wie präsent mögen sie bei ihnen sein, die noch das ganze Leben vor sich haben?
Ich denke an die Freundin Andre Sfeir-Semmler mit ihrer Galerie mitten in der einst so schönen Stadt Beirut, in der sich die Künstler trafen, deren Arbeiten mittlerweile in internationalen Museen hängen. Wird sie weitermachen können mit Kunst als unbeirrbarer Bastion gegen den Krieg?
Unkonzentriert laufe ich durch meine Räume, dekoriere neu, beobachte das Licht, wie es durch die geduckten Fenster fällt. Frieden könnte doch so leicht gehen. – Anders will es mir heute nicht in den Kopf.
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