Gestern Abend, Donnerstag, den 8. September 2022, starb Queen Elisabeth II. Sie wurde 96 Jahre alt, 70 Jahre davon war sie das königliche Oberhaupt des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland, von 14 unabhängigen Staaten des Commonwealth Realms sowie von 56 Staaten des Commonwealth of Nations, war weltliches Oberhaupt der angelikanischen Kirche von England … und (!) sie war immer da. Hier setze ich an mit meinem Beitrag.

Wie ist es, wenn jemand stirbt, der immer da war? Der zwar nicht primär gestaltete und auch keine Zeit prägte, aber mit einer symbolhaften Attitüde Präsenz zeigte. Im Business of Fashion heißt es dazu heute Morgen „sartorial diplomacy“ (Kleider Diplomatie). Wir denken an die Kostüme der Queen, meist passend in den Farben zu den Anlässen, den Ländern, die sie besuchte. Dazu die Broschen, die Hüte, die Handtaschen. Sie war in gewisser Weise wie Karl Lagerfeld, der ebenfalls aus sich ein Icon machte. Auch er war immer da, schien nie zu sterben. Bis dann doch.

Die Queen mit Anna Wintour (US Vogue) bei der Fashion Week. Zwei Ikonen.

15 PremierministerInnen sah Elisabeth II kommen und gehen. Jede Woche statteten sie ihr den pflichtgemäßen Besuch ab. Staatsoberhäupter besuchten sie oder umgekehrt kam sie zu ihnen. Alle möglichen Konflikte und tiefgreifenden Veränderungen rund um den Globus gehörten zu ihren Themen. Sie verfolgte die Landung auf dem Mond und den Zerfall der Sowietunion.

Ihre Stimme war leise, selten erinnere ich eine Rede direkt an das Volk: zum Tod von Princess Diana, während der Corona Zeit, die Weihnachtsansprache 2021. Sie arbeitete gewissenhaft hinter den Kulissen und zeigte nach außen das immer gleiche Bild, wie der besagte „Fels in der Brandung“, immer da.

Wir kennen es aus unserem eigenen Leben wie es ist, wenn jemand „immer da ist“. Meine Mutter zum Beispiel, wenn ich von der Schule kam, oder die Großmutter von Feli, sie wurde 106 und trug noch zum Schluss ein Seidentuch von Roma e Toska. Der Alltag konnte noch so turbulent sein, es gab eine Konstante und einen Bezugspunkt. Wenn der fehlt, was dann?

„The Queen is dead – long live the King!“ Prince Charles und nun King Charles III tritt ein übergroßes Erbe an. Er wird eine Übergangsfigur bleiben bis sein Sohn William übernimmt, der junge Modernisierer der Monarchie. Aber unsere Zeit braucht die Queen in ihrer statischen Symbolhaftigkeit für Verantwortung und Verlässlichkeit, „devoted to your service“. Nur das ist wichtig, wenn alles rundherum in Bewegung ist. „A constant presence in a changing world“ (BBC)