Gestern saß ich mit einer Freundin zusammen, deren kritisches Urteil ich schätze. Natürlich ging es um Mode. Sie gehört zu jenen, die sich durch die Online Angebote zappt. Ein schwarzes Kleid aus Slowenien, nicht teuer, 24 Stunden später geliefert. Einmal getragen … Ich warte ein wenig, lass das Geschilderte zwischen uns hängen. „Und hat es Dich glücklich gemacht?“, frage ich. „Nicht wirklich“, kommt als ehrliche Antwort zurück.

Zurück auf Null. Wo beginnen unsere Geschichten? Einen wunderbaren Satz las ich dazu gerade in dem Buch „How we learn to be brave“, von Mariann Edgar Budde, jener Bischöfin, die Donald Trump die Stirn bot:

„We learn who we are and our place in the world by telling stories.“

Aha, es geht also um die Stories, die sich in Allem entdecken lassen. In Fall des schwarzen Kleides ist es: Super günstig, in 24 Stunden geliefert. – Ich würde sagen, das reicht nicht mehr als Erzählung, denn brauchen tun wir nichts, egal woher es kommt und wie schnell es eintrifft. Ein Stück mehr im übervollen Schrank, an das sich nicht unbedingt neue Erlebnisse binden.

Meine Geschichte geht heute ganz anders: Bestickter Tütü, Smoking Spitzenbluse und Blazer zum spontanen Fotoshooting mit Fips, dem süßen Migranten aus Bosnien. (Auf Wunsch gibt es das Tuch von Roma e Toska auf für den Hund, € 98)

Schon der Ernstehungsprozess von Mode erzählt von vielen Dingen, und mit uns spinnen sich diese Geschichten fort. Denken wir nur an das rosa Chanel Kostüm von Jackie Kennedy, entworfen in Paris, gefertigt in den USA, getragen am Schicksaltstag von Dallas. Das Kleid von Princess Diana, das sie trug nach den Enthüllungen ihres Mannes. Marilyn Monroe in Jeanshose in „Misfits“. Die Farbe Rot in Wim Wenders „Paris, Texas“, und vor allem der rote Mohair Pullover von Nastasja Kinski. Geschichten, die hängenbleiben.

Dazu erinnern wir unsere privaten Erlebnisse, das Outfit bei dem ersten Date, mein grünes Thierry Mugler Teil zu meiner Ausstellung „Love Again“, 1993, grüner als grün. Die Bonnard Bluse, mit der ich im Meer frühstückte, das Comme des Garçons Kleid für eine Midnight Begegnung. Ist das nicht herrlich, machen wir nicht dafür Mode, kaufen und lieben sie?

Thierry Mugler Kostüm, muss man sich grass-grün vorstellen.

Als Neuerung gibt es bei uns die individuellen Zusammenstellungen, damit Ihr als Kund*innen in den kreativen Prozess eingebunden werdet. Mit meiner Unterstützung könnt Ihr wählen welcher Stoff, welches Futter, welche Knöpfe. Dazu passen wir den Schnitt auf Eure Maße an, nicht mit dem Computer generiert, sondern mit der Hand vermessen. Mode wird wieder persönlich und geht uns etwas an.

Smoking Bluse mit Spitzeneinsatz (498), Gürtel Vintage Max Mara (€ 350)

Und dann müsst Ihr warten, auch das gehört zu den Geschichten, wie ich sie erzählen möchte. Genauso wie man früher auf Briefe wartete, auf schöne Briefe, Liebesbriefe.

Nach zwei Wochen kommt das Paket an oder ihr holt das Modell persönlich ab, wie gestern die Kundin, an deren Freude wir teilhaben konnten. Alles saß perfekt, exklusiv gefertigt für sie: der moosgrüne Blazer mit Ruwenzori (Dschungel) Futter, der bestickte Tütü Rock, die Seidenbluse … So geht sie nächste Woche damit nach Berlin auf die ITB und wird erfolgreich sein. Mit neuen Geschichten, die sich an ihre Kleidung haften.

*Das Buch von Mariann Edgar Budde werde ich in den nächsten Tagen vorstellen.