„Matinee“, eine Verabredung am späten Vormittag für die Künste, wie es per Definition heißt. Die Situation des Morgens ist eine andere als die des Abends, das Licht, die Stimmung … Es ist das erste Mal, dass ich so etwas in der Poolstrasse 30 veranstalte. Ein paar Brötchen, Croissants, Orangensaft, Marmelade, Käse sind schnell eingekauft und arrangiert. Um mich herum hängen die Objekte von Nele Buddelmann, mittlerweile geliebte Vertraute in meinem „Wohnzimmer“.
Wird es ein kleiner Vortrag mit der Künstlerin sein? Noch bin ich unsicher und entscheide mich, dass es besser wäre, wenn sich ein offenes Gespräch über Kunst ergäbe. Daraus sollten viele Gespräche werden, persönlich, intensiv, vielschichtig und bereichernd.
Paco, Philosophie-Professor aus Sevilla, ist gekommen, es ist sein Geburtstag. Karen Michels, Kunsthistorikerin und vielen bekannt, schafft es zu uns, trotz all der dringenden Schreibarbeiten. Bettina, meine „Madame la Petite“, CEO Global Health, ist auf Zwischenstopp zwischen Genf und Insel.
Neu dazu kommt ein Freund von Nele, Zeo, der so vieles ist. wie er schmunzelnd verkündet, befreit, was auch immer es heißt, Verleger, Kunstkenner, Galerist. Er kennt ihre Arbeiten aus dem Atelier und ist beeindruckt von der Hängung. Seine Frau Nora, die kurz reinschneit, betreut ein Radio-Format. Eine illustre Truppe.
Mittlerweile Stammgast ist Magnus, der Ex-Banker. Wird aus ihm ein zukünftiger Kunstkenner? Eine eifrige Blogleserin tritt das erste Mal über die Schwelle. Das Gelesene verbindet sich mit dem direkten Erleben. „Die Arbeiten sind so dicht und detailreich, wie es die Fotos nicht wiedergeben können“, meint Bettina.
Die Kunst schafft für uns alle an diesem späten Vormittag einen „zauberhaft-verzauberten“ Rahmen. Ich wüsste nicht wie anders umschreiben, was sich hier spontan entwickelt. Einige müssen aufbrechen, andere kommen vom Spaziergang. Dazwischen hole ich frischen Kaffee und öffne die Flasche Prosecco.
Kimono mit Diary-Typewriter, € 4.400
Ich höre den Gesprächen zu und lass gleichzeitig meine Blicke wandern. Ständig ergeben sich neue Perspektiven. Der Leuchter, der aus der Mitte gerückt ist. Kleine Veränderungen, mit Freude zur Kenntnis genommen. Alles scheint mitzuspielen, die Tulpen vor dem Diary-Typewriter Kimono, das Sonnenlicht auf den „Pakistanischen Gebirgsjäckchen“. Still und kraftvoll hängen die Objekte an den Wänden und erzählen.
Pakistanische Gebirgsjäcken, Leinen, Stickerei und Malerei (€ 1.600)
Nele erklärt die Entstehungsprozesse mit der japanischen Schnittformel: Body – Body – Sleeve – Sleeve – Collar – und zum Schluss der Saum. Als Erstes nähte sie aus den Überresten der Leinwände die Unterhemdchen mit sorgfälltigen handgestickten Nähten in denen sich teilweise Perlen verstecken. Die mehrfachen Waschungen schufen subtile Nuancen von grau und beige.
Kimono-Untergewänder mit Stickereien (€ 1.200), Kimono mit Kopf und Haar (€ 2.400)
Ich genieße die Begeisterung der Gäste, Karen, wie sie den ikonographischen Verweisen nachspürt, Magnus, wie er sich auf das Abenteuer Kunst einlässt. „Ich sehe diese Arbeiten überall in den Museen der Welt hängen“, kommentiert eine Freundin. Wie recht sie hat.
Uns allen stecken die schockierenden Szenen aus dem Oval Office in den USA vom Abend zuvor noch in den Knochen. Die Unterhaltung kreist auch darum. Aber die Matinee mit dem Licht, das durch die Fenster über die Werke streicht, besitzt die Kraft, die bösen Schatten für einem Moment zu verdrängen.
Die Zeit vergeht, aus dem Vormittags wird ein Nachmittag. Und es wirkt, als möchte sich keiner trennen und allein nach Hause gehen. Und Nele? Sie nimmt alles auf mit dem für sie eigenen kritischen Schweigen.
„Wir werden diese Momente von Schönheit noch vermissen“,
sagt Paco, der Philosoph, Physiker und Kosmologe. Inhaltsschwer hängt der Satz zwischen uns. Es lebe die Kunst!
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SMOKING BLUSE PLISSEE, WEISS
€459,00 inkl. Mwst.
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