Heute ist Sonntag, und ich erlaube mir, hemmungslos kitschig und romantisch zu sein. Die Natur lieferte mir dafür die gestrige Steilvorlage: ein früher Abend mit einem doppelten Regenbogen über der Heidelandschaft. Eilig habe ich meine Siebensachen geschnappt, die Eimerchen für die Brombeeren, das Ministativ, Handy, bin in eine der neuen Vyshyvankas geschlüpft und los, dem Regenbogen entgegen…

Wer kann schon von sich sagen, dass ein Regenbogen auf ihn wartet. Hat er getan! Und das gleich doppelt. Das Licht war magisch mit dem zweifachen Farbspektakel. Die wenigen Spaziergänger schienen genau wie der Rest der belebten Natur den Atem anzuhalten.

In vielen Religionen wie auch in der Mythologie ist der Regenbogen der Mittler oder die Brücke zwischen dem Göttlichen und dem Menschsein. Mit seiner schillernden Farbenpracht verbindet er Himmel und Erde.

Peter Paul Rubens, Landschaft mit Regenbogen, um 1636

Der Regenbogen ist nicht wegzudenken aus der Kunst seit Beginn der paradiesischen Landschaftsmalerei eines Jan van Eyck, Peter Paul Rubens oder Tizian, dem venezianischen Meister der Farbe.

Caspar David Friedrich. Landschaft mit Regenbogen, um 1810

Durch die Jahrhunderte geht es weiter zu den Regenbögen der Romantik, beispielsweise im Werk von Caspar David Friedrich. Und natürlich hat auch Gerhard Richter einen Regenbogen gemalt, wie eine unscharfe düstere Fotografie von meinem sieht er aus, ebenfalls in dieser mystischen Doppelung.

Gehard Richter, Regenbogen, Öl auf Leinwand, 1970

Judy Garland singt von dem Regenbogen, über dem die Wünsche wahr werden. Aber wenn man nun wie ich dadrunter sitzt, mit den Hunden um mich herum, die mein Stativ immer wieder umschmeißen? Gelten dann auch die kleinen und großen Herzensangelegenheiten?

Vertauschen wir die Ebenen, kippen wir die Vertikale, und schon wird oben unten und unten oben. Der Weg ist frei für ein fabulöses Wünschen „up-side-down“ unter dem Regenbogen.

Vyshywanka aus Leinen mit Stickerei, Blumentuch mit Fransen, ebenfalls aus der Urkaine, Holz-Kette Yves Saint Laurent, 1970er.

Und weils so schön ist, lass ich Judy Garland noch mal singen: „Over the Rainbow“. Dabei können wir ein wenig träumen und unbedingt daran denken, dass es auch „Under the Rainbow“ funktioniert, wenn man es sich nur ganz fest wünscht! Schönen Sonnstag.