Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: „Morgen Jungs. Wie ist das Wasser?“ Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: „Was zum Teufel ist Wasser?“
So beginnt die Rede des amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace, die er 2005 vor der Abschlussklasse des Kenyon College hielt. – Als eine Freundin von meinem „Wasser“-Kollektionsplänen hörte, schickte sie mir diese Zeilen, die ich nicht zu dekodieren wusste, bis ich das kleine zweisprachige Buch mit dem kompletten Vortrag in den Händen hielt: Eine „Anstiftung zum Denken“.
David Foster Wallace, der zu den wichtigsten Literaten der jüngsten Zeit gehört, spricht von unserer Egozentrik und wünscht sich einen Perspektivenwechsel in unserem alltäglichen Leben, ob nun im Supermarkt, wie er es mit beißendem Humor beschreibt, oder sonstwo, nicht immer sind wir die Opfer, sondern die anderen haben auch ihr Leben, ihre Sorgen, ihre Banalitäten, ihr „Wasser, in dem sie schwimmen“, um im Bild zu bleiben.
Wunderschön seine Passage über den Glauben und die Wünsche – das passt natürlich perfekt in so ein junges neues Jahr 2019. „Es gibt nämlich noch eine Wahrheit. In den alltäglichen Grabenkämpfen des Erwachsenendaseins gibt es keinen Atheismus. Es gibt keinen Nichtglauben. Jeder bietet etwas an. Aber wir können wählen, was wir anbeten. Und es ist ein äußert einleuchtender Grund, sich dabei für einen Gott oder ein höheres Wesen zu entscheiden …, denn so ziemlich alles andere, was Sie anbeten, frisst Sie bei lebendigem Leib auf. Wenn Sie Geld und Güter anbeten …, dann können Sie davon nie genug kriegen. … Wenn Sie Ihren Körper, die Schönheit und erotische Reize anbeten, dann werden Sie sich immer hässlich finden, und wenn sich Zeit und Alter bemerkbar machen, werden Sie tausend Tode sterben, bevor man Sie dann wirklich unter die Erde bringt.“
Es geht um das Leben, die Bildung, die nichts mit Noten zu tun hat, um das Wichtige, das sich hinter Banalitäten versteckt, weswegen wir uns immer wieder daran erinnern müssen: „This is Water.“ – Ich verschenke in diesen Tagen das Buch von David Foster Wallace an meine guten KundInnen und all jene, die den nächsten Kauf tätigen. Und dann könnt Ihr von den Eskimos lesen, die vielleicht viel mehr sind, als sie erscheinen.
David Foster Wallace (1962 – 2008) gehört zu den bedeutendsten Vertretern der amerikanischen Literatur. Sicherlich werde ich mich noch öfter auf ihn berufen in diesem Frühjahr und auch sonst.
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