Um es gleich vorwegzunehmen: Optisch folgt ein exzeptioneller Hochgenuss, eine glatte Eins auf der Werte-Skala von 1 – 6. Geschmacklich reichte es gerade für eine „wohlwollende Vier“. Aber das schärft nur unsere Aufmerksamkeit und zeigt uns: Wer keine Fehler macht, kann auch nichts lernen! Es geht um den Sonntagskuchen, die Pflaumen-Tarte, die mangels Masse zu einem experimentellen Drittel Bananen-Tarte wurde (letzteres genießbar).

Dafür brauchen wir: Fertigen Blätterteig, Pflaumen, Zucker und eine halbe Zitrone (andere Hälfte aufbewahren für den nächsten Kuchen, falls dieses Erstlingswerk daneben geht). Alles was nun kommt, ist einfach, erfordert allerdings ein Fingerspitzengefühl für die Details.

Den Teig samt Papier auf einem Blech ausrollen, rundherum kleine Barrieren kneten und mit der Gabel Löcher hineinpieksen, damit der Blätterteig nicht zu sehr aufbläht.

Die Pflaumen entkernen und in schmale Viertel, Achtel oder Sechzehntel (wer mathematisch begabt ist) schneiden und in Reih-und-Glied auf dem Teig verteilen. Wie gesagt, mir ging das Obstmaterial aus, weswegen noch zwei Bananen herhalten mussten. Keine Butter.

Anschließend Zucker darüber streuen, bis die Pflaumen ihn richtig annehmen. Und hier passierte Fehler Nummer eins. Es gab nur eine emotionale Mengenangabe, nix für Anfänger. Was bedeutet „annehmen“, „Süßes annehmen“. Darüber könnte man glatt lebensphilosophisch werden.

Ich streue vorsichtig den Zucker darüber (hätte jetzt gern gewusst, ob 50, 100, 200 oder gar 500g). Es ist auf jeden Fall zu wenig. Es scheint, als geize ich mit dem „Süß sein“, das Aroma kann sich damit nicht entfalten und bleibt … sauer. Ja Mist, wer kann das ahnen. Es sah schon richtig gut aus.

Einen Spritzer Limone über alles und dann in den 200°C vorgewärmten Ofen schieben. Bis hierhin das „Champion-Gefühl“ auskosten. Kleiner Zwischencheck nach 10 min, nach 15 min. Raus.

Durch die Qualitätskontrolle des Grafen gefallen und wieder rein. Die Vorwärmzeit war zu kurz, die Backzeit nicht ausreichend. Bedenken, was die Zuckermenge anbelangt, es will nicht richtig karamellisieren, heißt flüssig und saftig werden. Jetzt machen sich bei mir doch Unsicherheit und Zweifel breit. Wird das was? Nach weiteren 5 Minute ziehe ich das Backblech endgültig aus dem Ofen. Die Tarte sieht fantastisch aus. Sie schmeckt gruselig. Wer sagte: Sauer macht lustig?

Wir entscheiden kurzerhand: Kunden, die heute nichts kaufen, bekommen meinen Kuchen zu probieren, die anderen genießen den gut gezuckerten, herrlich karamellisierten des Grafen, genauso wie es in der aktuellen Brigitte steht. Geöffnet bis 17.00 Uhr. Bon Appetit!

Meinen Erstlings-Tarte, den ich mit so viel fröhlicher Liebe, wenn auch mit zu wenig zuckersüßer Attitüde, vorbereitet habe, widme ich der Freundin, die heute Geburtstag hat: For all the sour and sweet days to come. We make the best out of it! Versprochen. Küsschen Isabelle. Den nächsten oder übernächsten Sonntagskuchen essen wir gemeinsam und lachen uns schlapp über unsere herrlichen Fehler im Leben.