Als Künstler kenne ich Thomas Herbst (1848 – 1915), einer der wichtigen Vertreter der „Paysage intime“, schon seit meinem Kunstgeschichts-Studium und Job in der Galerie Herold. Kühe auf Wiesen, Wege durch das grüne norddeutsche Umland, Menschen vor dem Haus, abgelegene Dörfer …. Thomas Herbst war ein Maler, den Max Liebermann als seinen wichtigsten Freund bezeichnete, und der doch lieber die Einsamkeit in der Natur suchte als den großstädtischen Kunstbetrieb von Galerien und Museen.
Von 1873 bis 1876 studierte er an der Akademie in Düsseldorf und unternahm immer wieder Reisen nach Holland. Hier liegt die Verbindung zu meinen neuen Stoffdrucken mit dem Motiv von Jan Hendrik Wessenbroich (1824 – 1905), einem niederländischen Zeitgenossen von Thomas Herbst.
All diesen Naturalisten und Impressionisten fehlt allerdings die Duftigkeit der Franzosen. Das Licht hier oben im Norden ist ein anderes, das Grün ist ein anderes, selbst das Wasser, das sich durch die Flüsse und Kanäle schlängelt, ist ein anderes. Deswegen wollte Herbst auch nicht in den Süden.
Es war für mich eine große Freude zu sehen, wie zeitgemäß die Malerei von Thomas Herbst ist, wie modern seine Farbpalette, die sich dem Dialog mit meiner Mode nicht widersetzt. Er hätte es allerdings wohl nicht gemocht, dass seine Bilder neben meinen Blusen und Röcken hängen. Aber wen stört’s, Künstler mussten und müssen immer ein wenig vor sich selbst gerettet werden. Und wenn der Dialog mit großem gegenseitigen Respekt geführt wird, dann entsteht etwas wunderbar Neues im Hin-und-Her zwischen Mode und Kunst..
Thomas Herbst starb am 19. Januar 1915 in Hamburg als Junggeselle (schade). Er hatte seit geraumer Zeit schon nicht mehr ausgestellt (auch schade) und wäre beinahe in Vergessenheit gerade (das wäre noch schader). Aber zum Glück haben Kunsthistoriker, Museen und die Galerie Herold sich engagiert um den Nachlass bemüht. Seine Werke bereichern nicht nur die Milchstrasse 11, sondern könnten in jedem Haus oder Loft zusammen mit modernem Interieur hängen.
Mind the Date: Wer Lust hat die Arbeiten von Thomas Herbst in der MILCHSTRASSE 11 zu sehen, der verbindet das am besten morgen mit dem Meerres-Abend und dem MARE VERLAG, die zu Gast sind. 2.7.2019, 19.00 Uhr.
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