In einer wunderbaren Welt fahren Züge pünktlich von A nach B, gibt es Schaffner, die einen Willkommen heißen und den Koffer in das kuschelige Abteil tragen, und es gibt ein Online Universum, in dem sich die Zug-Verbindungen per Mausklick problemlos buchen lassen. Ich gehöre zu denen, die 100% willig sind, den ökologischen Foodprint zu optimieren: kein Auto, keine Flüge, ich nehme die Bahn, und entdecke sportlich meine Liebe zu Bahnhöfen und Bahnsteigen, wo ich zu nachschlafender Zeit strande, zwischen anderen Menschen, die auch gestrandet sind, und solchen, die kein Zuhause haben. Könnt Ihr folgen? Mist! Das muss hier besser werden.

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Es ist 23.11 Uhr München Hauptbahnhof. Mein gebuchter österreichischer Schlafwagen, der eben noch in der FAZ Sonntagszeitung als heilbringende Alternative zum Flugzeug gepriesen wird, kommt irgendwo im Nirgendwo zum Stillstand, um dann nach 15 Stunden in Hamburg einzufahren. Meine Montag Morgentermine wären geplatzt. Toll! Ich buche neu, denn umbuchen ist nicht möglich und meine Beschwerde will keiner hören, vorsichtshalber sind die Reisebüro-Schalter schon geschlossen und bei der obergenervten Informationsdame habe ich schon gefühlte 10 Mal nach Varianten angefragt. Sie will nicht mehr mit mir sprechen. Schade, ich hätte da noch ein paar Diskussionspunkte.

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Also bleibt nur im nächsten Starbucks die quälende Selbstbefragung: Den Zug um 00.01 mit zweimal Umsteigen in Sitzstellung oder sich in einen Häusereingang lümmeln und den Frühstücks-ICE um 04:13 Uhr buchen. Ist mittlerweile auch egal, mein Outfit mit Wickelrock, hellblauer Bluse und Coco Jacke ist noch knitterfrei und kann die Igelstellung über zwei Sitzplätze für die nächsten 6 – 9 Stunden durchhalten. Ich buche. Das andere Geld werde ich sicherlich nicht wiedersehen.

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Mein Nachtgefährte für die nächsten 5 1/2 Stunden: der schnuckelige ICE 618 mit hoher Auslastung. Es gibt also noch mehr Bekloppte wie ich, die das Leben zwischen den Bahnhöfen lieben, die Bettflüchtigen, denen die Mütze Schlaf ausreicht oder die irgendwie zwischen gestern und heute den Anschluss verpasst haben.

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Jacke, Bluse und Schmuck wandern in den Koffer, ich mache mich „bettfein“ mit T-Shirt, Socken und Cashmere Plaid. Cool, und wenn’s ganz hart kommt, lese ich ein paar Kapitel aus Alexander von Humboldt und alles ist gut. Wer den Sternen nicht folgt, der hat auch nichts zu erzählen. Draußen scheint der Vollmond.

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Fortsetzung kommt zum Frühstück, wenn ich verquollen und verschlafen aber hoffentlich bestgelaunt die schöne Reisegeschichte von der Hinfahrt nach München erzähle, mit außergewöhnlichen Begegnungen, Schlafwiese im Abteil und einem herrlichen Tag mit Schuh-Kollektionen, kühlem Bier und Fisch-Menu am Starnberger See. Jetzt verbleibe ich mit „Guts Nächtle“. Nächstes Etappenziel: Frankfurt am Main, 05:33 Uhr.