Alessandro Michele will sich nicht langweilen, warum sollte auch, er ist der Chefdesigner von Gucci, einem der Top Ten Luxus-Modemarken der Welt, das in diesem Jahr sein 100. Firmenjubiläum feiert. Wie die Nicht-Langeweile aussieht, und ob sie in einem komplex verstandenen Sinne erfolgreich ist, das bleibt offen. Er spricht von re-birth, aber mit der Reinkarnation ist das so eine Sache.

Abb. aus Business of Fashion, 16.4.2021

Er setzt auf „androgyn“, erklärt auf der Milan Men’s Fashion Week das Hässlich zu schön und kombiniert das Zitat Gucci mit seiner eigenen Handschrift von „More is better than less“. Vorbei die subtile sportliche Eleganz von früheren Zeiten, ganz zu schweigen von der aggressiven Sexiness eines Tom Ford, Chefdesigner von Gucci in den neunziger Jahren.

Meinem süffisanten Ton kann man entnehmen, dass ich meine Zweifel habe mit der Wiedergeburt. Dennoch, Gucci bleibt trotz internationaler Vorbehalte mit diesem Stil erfolgreich und hat, wie es scheint, sein „Momentum Gucci“ nicht verpasst. In diesen Zeiten weiß eh keiner, was richtig oder falsch ist, und das „bemüht“ in der derzeitigen Mode ist auch ein Statement.

Soweit zu Alessandro Michele, ein Abschnitt in der Geschichte von Gucci, die an Höhen und Tiefen nichts angelassen hat. Mein Bücherregal in der Poolstrasse 30 in Hamburg ist eingeräumt, und dabei fiel mir ein Band förmlich in den Schoß: The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour and Greed“, 2001 erschienen und damals von mir verschlugen. Es beginnt mit einem Mord … – Die Täterin ist mittlerweile wieder auf freiem Fuss und hat ihr eigenes Buch vor wenigen Monaten veröffentlicht, rechtzeitig und passend zum Jubiläum.

Ich schlage vor, sich gleich beide Ausgaben zu kaufen, bleibt in der Familie. It’s a Gucci!