Gestern waren es Mond und Sonne und Gutscheine für Nikolaus und Weihnachten, heute nehme ich Euch mit auf einen Spaziergang im Dunkeln, so wie ich ihn beinahe tägliche mache, wenn ich auf der Insel bin. Meine Füße kennen die unebenen Wege durch die Braderuper Heide, wenn der Sand umbrafarben leuchtet, entlang des Wattenmeeres.
Gestern waren sie da, die Sterne. Es kommen ja keine neuen hinzu, aber sollte es doch so sein, so war es an diesem Abend, unendlich viele. Am liebsten würde ich mich rücklings in den Sand legen, um sie zu zählen. Denke an das Wiegenlied, das mir meine Mutter als kleines Kind immer abends vor dem Einschlafen sang.
Und dann schweifen meine Gedanken ab, bin ich ganz in meiner Phantasie, so ist das mit den Sternen und den Wolken, die der sachte Wind vor sich hinschiebt.
Am Wochenende hat Thomas in seiner Wohnung The Allan Parsons Project aufgelegt mit den „Tales of Mystery and Imagination“ nach den Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe (1809 – 1849). Das Album erschien 1976, aufgenommen in den Abbey Road Studios in London. Orson Welles hat Auszüge aus dem Orginaltext gelesen.
Sofort bin ich wieder in meiner Teenager Zeit, rieche den muffigen Duft der alten Bibliothek mit den Ausgaben des amerikanischen Autors, dem Meister der schaurigen Kurzgeschichten. Was war ich für ein Edgar Allan Poe Fan, wollte einmal sogar mit dem französichen Lichtkünstler Tierry Küntzel eine Installation zum „House of Usher“ ausstellen.
Wer mir bis hierin gefolgt ist, der sollte jetzt den Ton ganz laut stellen. Es ist noch früh, die meisten sind beim Frühstück, die Nachbarn dürfen kurz mal mithören, anstatt wütend an die Decke zu klopfen. Und dann gebt Euch kurz zwischen Croissants und Kaffee dieser Musik hin.
Das Klopfen der Bässe verfolgt mich auf meinen Schritten und verdrängt jegliche Gedanken, die mit der Gegenwart zu tun haben.
Mein Weg führt mich vorbei an dem alten halbverfallenen Friesenhaus. Mitten in Kampen ein gruseliger Ort. Hier bleibe ich meist einen Moment stehen und stelle mir seine Gesichte und die der Menschen vor, die dort lebten. In meiner Welt werde ich zur Meisterin des Horrors. Wer es nicht wusste, eine durchaus beliebte Seite von mir.
Ein Spaziergang im Dunkeln, unendlich viele Sterne, Poe und seine Erzählungen sowie eine Schallplatte, die man unbedingt mal wieder auflegen sollte. Der ausgehende November ist die beste Zeit dafür. Meine Empfehlung für diesen Tag, mitten in der Woche.
Dark greetings from your Frankfurt Soul Sister – bestimmt hast du frueher auch H.P. Lovecraft gelesen…