Es war vor Ewigkeiten in der Nähe von Frankfurt, wir trafen uns bei einem Sammler von Ming Vasen aus dem 14. – 16. Jahrhundert, für die heute bis zu Millionen Dollar gezahlt werden. An die Details erinnere ich mich nicht mehr genau. Auf jeden Fall gab es eine lebhafte Diskussion über Kunst, Galerien, Sammlungen, und dann öffnete er die Schränke und drückte mir eine Vase in die Hand: Hier halten Sie, erst dann können sie die ganze Schönheit erspüren.
Er hatte Recht, ich werde es nie vergessen. In unserem Adventskalender No.14 ist zwar kein Chinesisches Porzellan, aber eine Vase von Richard Uhlemeyer (1900 – 1954) mit ihrer so typischen Krakele-Glasur und einem wunderschönen Farbspiel. Die Form liegt so wohlig in der Hand, dass man das Objekt gedankenverloren drehen und wenden möchte, ohne es wieder auf den Tisch zurück zu stellen.
Ein echtes Kleinod, das die Sinne wachkitzelt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Vasen, von dieser Qualität sind keine profanen Behältnisse für Blumen, sie führen ihr Eigenleben.
Richard Uhlemeyer studierte ab 1920 an der Kunstgewerbeschule in Hannover. Berühmt wurde er durch seine Reduktionsglasuren. Hier ein kleiner chemisch-technischer Auszug, den ich nicht mit eigenen Worten wiedergeben kann, da ich in Chemie immer mit viel Glück nur eine 4- im Zeugnis hatte:
Reduktionsglasuren werden im oxidierenden Feuer im Elektroofen gebrannt und brauchen keine Kapsel. Setzt man der Glasur Siliziumpulver (Si) zu, so will dieses sich zu SiO2 verwandeln, und dazu nimmt es den Oxiden Sauerstoff weg. Die färbenden Oxide geben also Sauerstoff ab, d.h. sie werden reduziert. Aus dem grünfärbenden Kupferoxid CuO2 wird das rotfärbende CuO, aus dem gelbfärbenden Titan(IV)oxid TiO2 das blaufärbende Titan(III)oxid Ti2O3. Ein Problem besteht dabei darin, dass diese Oxide in der sauerstoffreichen Ofenatmosphäre außerhalb der Kapsel wieder Sauerstoff aufnehmen und reoxidieren. Deshalb kann man der Glasur ein Antioxidanz beigemischen. Diese Wirkung haben Effektive Mikroorganismen (EM). Das sind Mikroorganismen, die hohe Temperaturen, wie sie in Vulkanlaven vorkommen, aushalten. Sie haben sich aus geologischen Zeiten erhalten. Die Zusatzmengen sind: 1% Siliziumpulver und 5% EM. Die Glasuren können für beliebige Temperaturen zusammengesetzt werden, z.B. für 1050°C aus:
51,40 Calciumborat
9,35 Kaolin
18,69 Quarz
17,76 Alkalifritte M 1233
2,80Lithiumkarbonat
Uhlemeyer Vase, 1930, 13 cm hoch. € 140,00. MILCHSTRASSE 11, Hamburg-Pöseldorf. Kann auf Wunsch auch verschickt werden: 040-48096311, info@romaetoska.de
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