Fängt man erst einmal an, in seinem Kleiderschrank zu wühlen, kommt so manches Schätzchen zum Vorschein, wie der schwarze Baumwollrock von Comme des Garçons. Dieses Avantgarde Label mit der Designerin Rei Kawakubo faszinierte mich über viele Jahre. Ihre Mode war intellektuell und sinnlich zugleich, distructive mit zerrissenen offene Kanten, Wickelungen und komplizierten Schnitten. Made in Japan.

Das Teil bringt mich zurück in den Sommer 2008. Ich erinnere mich noch genau, wo ich es gekaufte, in München, zusammen mit meiner Freundin Margret. Sie sah aus wie Madonna mit ihrem frechen Lachen, der Vespentaille, üppigem Busen und ausladenden Hüften. Eine Verrückte, genau wie ich, nur anders. Sie kaufte die hundertste weiße Bluse, besaß ein ganzes Ankleidezimmer davon, und ich kaufte den schwarzen Rock.

Bei Ihr Zuhause gab es Pullover über den Stühlen, damit man nicht fror, geheizt wurde nicht, dafür gab es beste Kunst aus den Sechzigern bis Achzigern an den Wänden. Später hat sie die Villa samt Inhalt an Boris Becker verkauft. Die Dinge kommen und gehen, wie sie zu sagen pflegte.

Für sie war ich die Einzelgängerin, die „Wölfin“, wie sie meinte, und für mich war sie die Party-„Löwin“, mitten im gesellschaftlichen Leben. Ich lernte, wie so oft, wie man einen Saal betritt und „erst einmal ankommt“, so Margret, checken wie es läuft, wer mit wem und so weiter. Habe ich beherzigt. Kann ich jetzt auch.

Der Picasso in der Truhe, auf der wir immer saßen, ist weg und die Millionen auch. Sie ist mir abhandengekommen, schlägt sich irgendwo durch, genauso wie ich. In der Erinnerung bleiben wir uns erhalten, und würden wir uns wiedersehen, wäre es bestimmt sofort wieder schrill und amüsant. Das ist es auch, was Nachhaltigkeit ausmacht: die Geschichten, die an einem Kleidungsstück wie diesem haften.