Wer ist die Frau von 30 Jahren? Dazu müsste ich mal wieder Balsac (1799 – 1850) lesen, der sie als attraktiv, auf dem poetischen Gipfel ihres Lebens schildert. Erinnere mich nicht mehr so genau, nur, dass es irgendwie traurig, düster, tragisch war. Heute ist es sowieso ganz anders, die Frau von 30 Jahren ist gerade dem „Kücken“-Status entschlüpft, immer noch irgendwie Mädchen, beschäftigt mit Job, Karrierebeginn, Freund-oder-nicht-Freund, Ehe-oder-nicht-Ehe, mehr Tochter als Mutter. – Und die Frau mit 40 Jahren, wäre vielleicht die Balsac’sche von früher!? Sie kann nach hinten wie nach vorne schauen und – vielleicht sich drehen zu einem Neubeginn, so wie es mir von gut 15 Jahren erging … Und nun? Am liebsten würde ich von einem Aufheben des Alters sprechen und die überflüssige Frage aus dem Kopf eliminieren, ob ich das in meinem Altern noch bin und/oder sein darf. Beinahe täglich verbringe ich Zeit, einer Kundin beizubringen, dass sie den Rock, das Kleid, die Hose tragen kann ohne immer wieder das Alter zu erwähnen. Gestern saß ein Mann mit im Geschäft in Kampen/Sylt, wechselweise musste er seiner Frau erzählen, wie interessant sie in dem Teil aussieht, und der anderen Kundin vor dem Spiegel zusprechen, dass sie sich doch etwas trauen sollte, da die Männer so etwas lieben. Anschließend lief die hübsche Frau barfuss im neuen Outfit über die Strasse zum Dorfkrug, um ihr Portemonnaie zu holen. Wie beschwingt, wie jung, wie zeitlos … Die Gäste drüben applaudierten und gaben nur zu bedenken, vielleicht zusätzlich ein paar Schuhe zu kaufen. So beginnt das Leben wie Spaß zu machen und – wartet ab – irgendwann schreibe ich mein Buch über die Frau mit 60 Jahren, die sich neu erfindet, verliebt, anders definiert, das Leben wagt … Wie eine neue Roma e Toska Kundin, Freigeist, Weltreisende und vieles mehr … (60 Jahre alt) mir gerade auf What’s app schrieb: „Ich fühl mich so rattenscharf mit meinem Gürtel und dem Schal“.