Ich bin ein großer Fan von Inga Griese, ihren Editorials, ICON. und DIE STILISTEN. Was sie in der aktuellen Ausgabe schreibt hat mich jedoch zum widersprüchlichen Grübeln gebracht – und das ist indirekt natürlich auch wieder ein Kompliment. Dürfen wir heute sagen: „Wir wollen einfach mal alles gut sein lassen.“, wie es dort auf Seite 13 heißt? Ich bin mir nicht sicher. Sie wählt die Gärten der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo, ich heute morgen das Meer mit dem ersten Bad in dieser Saison (11°C).

Sylt Meer

Und noch während ich mich herrlich erfrischt abtrockne, kommen wieder diese Gedanken: Es gut sein zu lassen liegt gefährlich nah an es „gut zu heißen“. Wir sind doch gerade alle erfolgreich dabei uns zu politisieren, zu protestieren, es eben nicht ‚gut sein zu lassen‘. Und ist es nicht vielmehr so, dass der Genuss gesteigert wird, wenn wir um seine Vergänglichkeit und Kostbarkeit wissen? Also eher: nicht alles gut und trotzdem wunderschön oder gerade deswegen noch schöner, weil das Schöne zu einem wertvollen Privileg wird? Und damit, das unterschriebe ich Inga Griese sofort, gewiss ist, „dass nicht alles zur Disposition steht.“ Die Sorge um unsere private und öffentliche Welt schafft eine Tiefe für den Augenblick – davon bin ich überzeugt. Und es ist der köstliche Moment, der – Danke Goethe – nicht verweilt, sondern sich wieder verflüchtigt für den nächsten. Spannend! Vieldeutig, kontrovers. Die Gleichzeitigkeit von Informationen (Spiegel Online auf’s Handy) und Emotionen (Gärten, Meer&Co) gehört zu unserem aktuellen Leben – jede Minute, jede Stunde. Das auszuhalten bedarf einer Schärfung für das Jetzt und Hier, die Sinne und das Miteinander. – der Hund kann das.

Samy