Kristina Tröger, Gründerin und Vorsitzende des Clubs europäischer Unternehmerinnen, hatte mich zu ihrem traditionellen Sommerfest an der Alster eingeladen. Gerne habe ich zugesagt, obwohl auf Sylt gerade die Hochsaison läuft. Es ist das zweite Mal, dass ich als Gast teilnehmen darf, interessante Frauen treffen in Führungspositionen aus Poltik und Wirtschaft, Unternehmerinnen mit Ambitionen und kritischem Geist. Unter ihnen fühle ich mich wohl. Es werden Fotos gemacht.

Wir stehen beisammen auf der Terrasse des Restaurante Portolino (ehemals Portonovo). Sonne und Regen hatten sich über den Tag abgewechselt, nun nur noch eitel Sonnenschein. Den erfrischenden Drink in der Hand stelle ich mich vor, bekannte Gesichter, die wir uns lange nicht gesehen haben, und viele für mich neue dazwischen. Wir sind beim Du. Mein Outfit: das Muschelkleid, ein Vintage Blazer von Yamamoto, die obligatorischen YSL Ketten, Leo-Slingback von Taglia Scarpe.

„Ach, wollten/sollten wir nicht einen Abend miteinander machen?“ Vielleicht im Herbst. „Sehen wir uns auf der Insel?“ „Verabreden wir uns …?“ – Bester Small Talk, gesprickt mit einer fröhlichen Neugierde. Carmen ist ebenfalls eingeladen von der Galeristin Stella Melbye-Konan. Wieder ein Foto.

Vertraut stehe ich einen Moment neben Christiane Gräf zu Rantzau, Chairman Christie’s Deutschland. Wir kennen uns seit Ewigkeiten, ich war gerade mit dem Studium fertig. Jedes Jahr realisieren wir mindestens eine Veranstaltungen miteinander, so auch in diesem August, immer ein kleines Highlight.

Dann geht es zum Dinner, zum Vortrag mit Doris Brückner, Chefredakteurin der Gala. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Ich bin gespannt, wir hatten ja gerade Katrin Sachse von der BUNTEN und BUNTE Quarterly bei uns zum IT’S A DIENSTAG. Mal schauen, was die Konkurrenz sagt.

Leise flüstern wir uns am Tisch zu, neben mir die Freundin, Dr. Kathrin Peters, sowie Claudia Otremba, Nachhaltigkeitsberaterin im Finanzsektor, mir gegenüber Britta Gonnermann, Consultant. „Helping diverse voices to be heard“ steht auf ihrer Visitenkarte, genau darum geht es.

Doris Brückner erklärt ihren Ansatz von Boulevard. Nicht so einfach in der heutigen Medienlandschaft, die ums Überleben kämpft. Wie unterhält man und transportiert trotzdem zeitrelevante Inhalte. Es wird zwischen uns am Tisch lebhaft diskutiert. Erneut fühle ich mich inmitten von Gleichgesonnen, obwohl wir uns eben erst kennengelernt haben.

Zu meiner linken Amelie Stieber, sie führt den Lebensmittelimport ihres Vaters fort, kooperiert mit Großen wie Nestlé. Darf das sein? Es sind doch die „Bösen“. Offen führen wir den Diskurs, während wir beim Essen sind. So etwas mag ich. Wenn wir Frauen beisammen sind, dann müssen wir genauso reden, ehrlich und engagiert, unseren eigenen Führungsstil suchen und verteidigen, networken und einander zuhören.

„Wir verstehen uns als die moderne Stimme der Unternehmerinnen in Wirtschaft und Politik“, schreibt der Club der europäischen Unternehmerinnen auf seiner Website. Wenn man das verinnerlicht hat, dann funktioniert es bestens, ernst und sachlich oder heiter im Smalltalk mit einem prickenden Drink an der Alster.

Hübsch sehen wir alle aus, schick haben wir uns angezogen, aber hinter den meisten steht ein harter Alltag, eine Menge Verantwortung und die tägliche Herausforderung das Zuviel zu bewältigen. Das ist es, was uns an diesem Abend zusammenführt. Vielen Dank für die Einladung, Kristina!

Beschwingt gehe ich durch die Nacht zurück entlang der beleuchteten Binnenalster. Ein Typ verfolgt mich, denkt gewiss, diese Lady in ihrem Kleidchen bräuchte Hilfe. Ich drehe mich um mit scharfer Stimme und abwehrender Hand: „Ich habe mich schon bestens unterhalten, kein weiterer Bedarf!“ Lache in mich hinein und denke: Ist doch herrlich, Frau zu sein!