Wir lästern gut gelaunt und zählen die Sommersprossen in unseren Gesichtern. „Ach, geht’s uns schlecht“, sagt die Freundin, dann lehnen wir uns zurück in den Korbsessel und lachen frech. Stimmt, wer dürfte jammern angesichts von blauem Himmel und Meer. „Seeverschickung“ nennen wir es, und greifen noch mal herzlich in den Brotkorb für ein Kilochen mehr den Rippen (wird sich ändern, morgen).

Manchmal braucht man eine Insel mit Menschen um einen herum, die den kritischen Austausch schätzen, die in der Ferne unterwegs sind oder in ihren vier Wänden die Welt zerlegen, um sie wieder neu zusammenzusetzen. Als ich vor ein paar Tagen ein wenig im Werk von Marcel Proust herumstöberte, fiel mit auch jener Satz in die Seele: „Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht nur im Kennenlernen neuer Landschaften, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.“ Ich sehe blau und sehe weiß, und diesmal verknüpfen sie sich zu einer neuen Bluse mit Smoking Einsatz.

Manschettenknöpfe, Emaille blau und Emaille rot, 1950er Jahre (€220)

Während meine beiden Spaziergängerinnen im Gespräch vertieft sind, nutze ich geschwind die Chance für ein paar Fotos. Klack-klack, klack-klack. Mal mit den Ärmeln, die lässig über den Handrücken fallen, mal mit Manschettenknöpfen, wie ich sie früher gesammelt habe. Nun gebe ich diese Leidenschaft weiter.

Manschettenknöpfe, Emaille blau, 1950er Jahre (€180)

Dann ein aufgeregter Ruf: die Welle!! – Sie stoppt ein paar Zentimeter von mir entfernt mit weißem Schaum und über ihr das Himmelblau. Nur die Quallen, die gehören noch nicht hierhin. Sie sind viel zu früh in der Saison und kamen nicht mit dem Ost-, sondern mit dem Westwind. Es sollte uns zu denken geben.

Heute genieße ich noch unbeschwert den zusätzlichen Feiertag mit Seeverschickung. Morgen geht es dann für die Dienstag Salon mit dem Schauspieler Philipp Hochmair in die Stadt. Bin schon ein wenig freudig-aufgeregt, muss ich gestehen!