Manchmal kauft man ein Buch, weil das Cover attraktiv aussieht oder weil der Klappentext sich spannend anhört, weil die Rezension positiv war oder einen das Thema einfach interessiert. Das Buch Gerhard Richter. Landschaft, soeben im Hatje Canz Verlag erschienen, habe ich wegen eines Satzes gekauft: „Schön ist, was flüchtig ist.“ Die Seite 35 blieb beim Blättern offen liegen.
Und schon musste ich weiter lesen, stehend, die Zeilen überfliegend. Gerhard Richters Begriff von der „Unsicherheit“ bekommt eine ganz neue Bedeutung in dieser Zeit, in der nichts so ist, wie wir es geplant hatten: „Ich mag das Unbestimmte und Uferlose und die fortwährende Unsicherheit.“ (Gerhard Richter). Ich mag das auch, ich kann mich darin sogar verlieren.
Und noch ein Satz fällt mir auf, während ich mit dem Buch an der Kasse stehe: „Wenn die ‚Abstrakten Bilder‘ meine Realität zeigen, dann zeigen die Landschaften oder Stillleben meine Sehnsucht …“(Gerhard Richter, 1981)
Mittlerweile liegt der Katalog neben mir auf dem Schreibtisch und ich blicke in das Sylter Regengrau. Wenn es noch eine Farbe gibt, dann ist es das Grün, das satte Grün des Gartens und die Vielfalt von Grün der Dünen und der Heide. Obwohl ich das Meer liebe, ist Grün meine Lieblingsfarbe.
Ich blättere: Gerhard Richters Dschungelbild von 1971. Ist es nun Landschaft oder ist es Natur? Die Kunstgeschichte hat hier immer einen Unterschied gemacht, wie ich am kommenden Montag mit Dr. Karen Michels diskutieren werde. Und Richter? Schwer greifbar, flüchtig, ohne eine vorgegebene Form.
Henry David Thoreau (1817 – 1862) war vielleicht einer der ersten, der im 19. Jahrhundert diese Trennung aufhob: „Ich liebe die Natur, ich liebe die Landschaft, weil sie so aufrichtig ist. Sie betrügt mich nie. (…)“
Der Bogen ist geschlagen zu „Ruwenzori“, der neuen Edition von Roma e Toska mit den Fotografien von Christian, die er während seiner Expedition in Uganda machte, und die sich nun in veränderten Form auf meinen Stoffen wiederfinden, gleichnishaft, widersprüchlich, eingebunden in das Raster des Tartan, unbestimmt und irrsinnig schön.
Abb: Tartan Ruwenzori Bluse in grün und in rosé, XS, S, M, L (auf Vorbestellung), € 498.
Die Arbeit daran wird mich noch die nächsten Monate begleiten mit flüchtigen, schönen Gedanken und unbestimmtem Ausgang. Woche für Woche wird sich das Bild vervollständigen von Landschaft und Natur, mit den Mittel der Mode.
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