Gestern veröffentlichte ich zum Geburtstag meines Mannes das Foto mit seinem Freund in Paris. „Ach, wie schön, dass Du das Bild mit Jean-Do genommen hast.“ Seine Antwort darauf. – Wer ist Jean-Do? Verwundert schaut er mich an: „Jean-Dominique Bauby. Brilliant.“ Er sollte eine großartige journalistische Karriere machen als Chefredakteur der ELLE in Paris. Berühmt wurde er jedoch durch Schmetterling und Taucherglocke (Le Scaphandre et le Papillon).

Jean-Do wurde am 23. April 1952 in Paris geboren und starb am 9. März 1997 in Berck sur Mer, drei Tage nach der Veröffentlichung seines Buches, das er mit den Wimpern schrieb, notiert von Claude Mendibil, die ihm das Alphabet nach der Häufigkeit der benutzten Buchstaben vorsagte und anhielt, wenn er blinzelte.

Mit 43 Jahren erlitt er einen schweren Schlaganfall, Teile seines Hirnstamms waren stark beschädigt. Er konnte alles hören, sehen, verstehen, aber außer dem linken Auge nichts bewegen. Man nennt es „Lock-in-Syndrom“. Ich erinnere mich vage. Und das war ein Freund meines Mannes? Wie nah doch Geschichte kommen kann!

Der Künstler und Filmemacher Julian Schnabel schuf nach der literarischen Vorlage ein eindringliches Werk bewegter Bildern, wie er sie nie so schön hatte malen können. Gestern Nacht, nachdem die Gäste gingen, habe ich mir Schmetterling und Taucherglocke angeschaut.

Erst dachte ich, ich könnte es nicht aushalten, eingeschlossen in dem engen Blickfeld des Kranken, das Julian Schnabel zum rigorsen Stilmittel machte. Ich fühlte die panische Beklemmung des Patienten, dessen Worte und Rufe nicht gehört wurden: Nein, nicht weggehen, nicht alleine lassen. Die Grausamkeit der Sonntage, wenn es fast leer war in der Klinik am Meer.

Doch dann werde ich eingesogen in die Poesie der Bilder und in die „Reise“ eines genialen Menschen, bei dem nur noch zwei Dinge funktionierten: die Phantasie und die Erinnerung. Sie befreien ihn aus der Taucherglocke und führen ihn überall hin! Es dreht sich um, was Bauby zuvor über sich sagte: Ein Leben voller verpasserter Momente.

Und so reihen sich innere und äußere Begegnungen aneinander mit einer Kameraführung, die so sensibel einfängt, was die Personen von sich zu zeigen wagen. „Sie müssen an das Menschliche in sich glauben, dann werden sie überleben.“

Es ist nach Mitternacht, als der Film endet. Ich bleibe noch eine Weile im Dunklen liegen, bevor ich einschlafe. Berührt und getröstet, weil es so etwas wie einen höheren Plan im Leben gibt, der sich hier erfüllt. Taucherglocke und Schmetterling gibt es im Buchhandel und als Film in verschiedenen Online-Mediatheken.