Wenn ich derzeit durch die Straßen von Kampen gehe, morgens früh nach der Runde mit den Hunden am Strand, dann wird überall eifrig gewerkelt, gestrichen und geputzt für die beginnende Saison. Hinter den geöffneten Türen der Geschäfte stehen Verkäuferinnen, die die Kollektionen dämpfen und dekorieren. Blumentöpfe vor den Fenstern und bunte Ostereier in den Sträuchern. Der Luxusort erwacht aus seinem winterlichen Dornröschen Schlaf.

Es gibt wieder die Eier der freilaufenden Hühner, jedes in einer anderen natürlichen Farben. Im Kapitänshaus wirbele ich, Frühjahrsputz, um den Dingen neues Leben einzuhauchen (und das darf man gern metaphorisch verstehen).

Für die Wände habe ich zwei Farbtöne ausgewählt, handgerührte Kreide-Emulsionen von Anna von Mangoldt. Als Erstes ein sanftes Türkis, das die Sonne des Südens einfängt: „Scampalo“ nach dem gleichnamigen Film mit Romy Schneider.

Zu „Scampalo“ addiert sich ein violettes Hellblau mit einer ungewöhnlichen Tiefe. „Madrai“ hat es Anna genannt, die Farbkünstlerin, wir kennen uns schon lange. Ich kann mich nicht sattsehen und hole das letzte aus dem Farbtopf heraus, um noch zwei weitere Wandstücke zu streichen.

Es wird Abend, es wird dunkel und das schwindende Licht verzaubert alles. Nun gilt es, Platz zu schaffen für die Kunst, denn sie ist es, die aus dem Geschäft ein Zuhause macht: Living with Art.

Nächster Morgen, die Sonne kommt heraus und spielt ihre Schatten auf das Persische Gebirgsjäcken von Nele Budelmann, das eine Liaison mit der schwedischen Konsole aus dem späten 18. Jahrhundert eingegangen ist. Wie doch die Dinge zusammenspielen. Kunst in den Ausstellungshäusern ist das eine, aber integriert in ein wohnliches Ambiente ist das andere. Es wird reicher, es wird gelebter. Die Objekte müssen sich neu behaupten.

Um Die Rose von Jericho hängen zu können, habe ich das Regal umgestellt. Die Farben auf der Leinwand beginnen zu leuchten, aus dem Kimono wird Malerei.

Es entsteht eine Vielschichtigkeit von Zwei- und Dreidimensionalität mit einer unglaublichen Energie. Und dann setzt sich mein Mann dazu und lächelt. Zu schön. So lebt es sich mit Kunst.

Ein weiterer Kimono kommt auf die violett-blaue Wand. Wieder diese Stille, diese erhabene Eleganz in der Kunst von Nele Budelmann. Ich genieße die Ausstrahlung, die sich umgehend entfaltet. Die Kunst ist nicht Dekoration, sie ist viel mehr.

Was Kunst alles sein kann, das ergibt sich in dem täglichen Umgang mit ihr, in den zufälligen Begegnungen, wenn das Auge über die Oberflächen gleitet. Es ist wie in einer Liebe, man macht sich miteinander vertraut. Living with Art.

Toskas Arbeiten werden noch installiert. Die Bilder von Claudia Rößger haben neue Plätze gefunden. Vernissage am Oster-Samstag, den 19. April, von 12 – 15 Uhr. Wer Lust hat, der schaut schon früher vorbei. Ab Morgen bin ich wieder auf der Insel.