Die erste Email kam im März: Komono Antwerp Design möchte sich vorstellen. Ein extravagantes Label, Made in Belgium. Mich interessierten vor allem die Sonnenbrillen, die Zusammenarbeit mit Walter van Beirendonck, mit Lady Gaga und besonderes mit den Master Student*innen der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen (RAFAA). Das wäre doch was, eine kleine Ausstellung im Kapitänshaus! In den folgenden Wochen tauschten wir unsere Ideen aus, überlegten das Machbare. Die Zeit verstrich. Zu viel Agentur, zu viel Administration, Display, Boxen, Plexiglas-Aufsteller. Alles Schnickschnack. Mich begeisterten die kühnen Entwürfe, die Skizzen, die Ideen. Nun sind sie endlich da. Und mit ihnen die Sommer-Sonne.

Das Thema der jungen Künstler*innen für 2025: die Welt und ihre Alltagsobjekte neu rekonstruieren, neu wahrnehmen und neu erfinden. Die Sonnenbrille nimmt dabei eine exponierte Stellung ein, denn dieses „Piece of Art“ befindet sich mitten in unserem Gesicht. Ein Statement!

Eine Brille ist nicht eine Brille, ist nicht eine Brille. Den Satz von Gertrude Stein über die Rose habe ich passend zum Sujet frei angepasst. Wer denkt nicht an berühmte Sonnenbrillen-Trägerinnen wie Iris Apfel oder Elton John, Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany’s, Jacqueline Kennedy, Twiggy und die Sixties. Jede Zeit erfindet ihre ikonischen Looks. Und das macht nicht nur Spaß, entlockt ein Lächeln, birgt in sich eine Portion Verrücktheit …, sondern macht auch süchtig!

Den Anfang der Antwerp-Drei macht Delara Tavasotti. Sie experimentiert mit der Konstruktion der Brille, zergliedert ihre Form und sucht die delikate Balance in der sich verändernden Struktur. Wer kennt nicht das (Kinder-)Spiel, Teile aus Gesichtern auszuschneiden und wieder neu zusammenzusetzen. Bei uns wurde es immer zu einer fröhlichen Entdeckungsreise, wer wir alles sein könnten, geheimnisvoll und verdreht komisch.

Lederkappe Elke Martensen (€ 480). Secondhand Comme des Garçons Mantel (€ 450)

Erstaunlich ist die Eleganz ihres Entwurfes zwischen frecher Jugendlichkeit und alterslosem Selbstbewusstsein. So wie wir Menschen, ist es ein Puzzle, in dem Stücke zu fehlen scheinen, für die das Auge zwinkern die Lücken schließt.

Die Brille inspiriert mich genauso wie das Skizzenbuch der Abschluss-Studentin der Royal Academy of Fine Arts Antwerp. Die Kopie daraus lasse ich in den Wellen schwimmen bis das Papier sich in Fetzen auflöst. Jedes Stück scheint eine kleine Geschichte fortzuführen.

Komono und Delara Tavassoti haben eine Sonnenbrille geschaffen von großer handwerklicher Präzision, die trotz ihrer Größe bequem auf der Nase sitzt. Passend zu jedem Look, zu jedem Anlass, selbst wenn die Sonne mal nicht scheint. So what!

„Celebrating the idea that not everything needs to be whole to be meaningful.“