Wir gehen am Strand spazieren, neben uns die beiden Hunde, ansonsten niemand um uns herum. Es herrscht die eisige Einsamkeit, um die Gedanken im Austausch fließen zu lassen. Madame La Petite, die Freundin, erzählt von Jean Paul Sartre und seiner Autobiographie „Les Mots“ (die Wörter), die sie gerade liest …

Ich frage sie als nächstes, wie sie mit Widersachern wie Ägypten, Russland, Pakistan um gendergerechte Formulierungen ringt. Begriffliche Abstimmungen mit weitreichenden Folgen. Dann schweigen wir wieder eine Weile nachdenklich.

Heute morgen hatte ich ein Interview geschaut mit einem dieser Alleswisser und Alleskönner, die Betriebswirtschaft studierten, aber in ihre Vita schreiben, dass sie sich befassen „mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der Quantenphilosophie, Neurowissenschaft, Evolutionstheorie, Prä-Astronautik, KI und deren Synergien und den daraus zukünftigen Veränderungen, sowie das Wesen der Kunst.“ – Amen! 4.500 Follower.

„Redegriesbrei“, so die Freundin (#askbettina), den Begriff hatte sie irgendwann erfunden, vielleicht während einer der internationalen Konferenzen, an denen sie als Vertreterin Global Health teilnimmt. Aber warum fallen so viele Menschen auf solche Banalitäten rein? Kluge Menschen, gebildete Menschen, Menschen, die es besser wissen sollten.

„Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“, beginnt ein Gedicht von Rainer Maria Rilke. „Sie sprechen alles so deutlich aus …“, heißt es weiter, und „ihr Garten und Gut grenzt gerade an Gott.“

„Ihr bringt mir all die Dinge um.“

Erst haben wir beide gelacht als wir durch den Winter stapften, aber dann ist uns das Lachen vergangen. Die „Redegriesbrei“-Verführer sind unter uns. Ich denke an die Brüder Humboldt, die Wörter sammelten oder sie erfanden, weil es noch keine dafür gab. Sie waren keine „Prä-Astronauten“ (was für ein Schmarrn), sondern Philologen, Abenteurer, Wissenschaftler, Entdecker – solchen wie ihnen will ich folgen.

Und damit ernenne ich mich zu dem Kind, das zu dem Kaiser sagt: (Lügner) Du bist doch nackt!