Was ist Trend in diesem Herbst-Winter und kommenden Frühjahr? Schon mehrfach habe ich darüber geschrieben, die Muscheln, die Natur fühlen … Nun sind die Pigmente an der Reihe, der grobe Sand am Meer, die kleinen Steine, die von der Ebbe freigelegt wurden … das alte Handwerk des Keramikers, der die Formen mit den Händen an der Drehscheibe modelliert. All das gehört in unsere Zeit, als würden wir einen Anker auswerfen, um uns wieder zu erden.

Es sind die ersten Vasen, die mein Mann mir vor vielen Jahren schenkte, ohne Blumen, Objekte, deren Schönheit ich erst mit der Zeit entdeckte. Die Glasuren von Karl Gramann würden ihn an meine Sommersprossen erinnern, sagte er und brachte das nächste schmale Gefäß mit Sprenkelungen.

Seitdem umgeben mich diese Vasen, stehen auf den Fensterbänken meiner Orte. Sie sind sinnlich mit einer herben Ursprünglichkeit. Heute habe ich sie mit an den Strand genommen, um sie zu fotografieren als gehörten sie hierhin, zwischen die Muscheln, die Steinchen und die Millarden von Sandkörnern.

Eigentlich ist es eisig kalt, Schaum ist auf den Wellen, wenn sie an den Strand schlagen, und die Sonne wärmt nicht mehr wirklich, wenn sie über das Rote Kliff hinweg scheint. Wir haben schließlich Anfang November. Aber ich kann nicht aufhören bäuchlings im Sand zu liegen und Bilder zu machen.

Dieses zarte Rosé meiner Lieblingsvase mit den bräunlichen Pigmenten, es inspiriert mich immer wieder. Sie fiel mir vor einiger Zeit herunter, und wir haben sie wieder geklebt. Nicht schlimm, Hauptsache sie ist da und fängt meinen Blick ein, frühmorgens, wenn alle noch schlafen.

Die Töpferei Gramann befindet sich seit ihrer Gründung in Familienbesitz. Sie fertigte vornehmlich Gebrauchsgeschirr an bis Karl Gramann 1900 als gelernter Bildhauer die Werkstatt übernahm, abgelöst 1948 von seinem Sohn Siefried und später dessen Tochter.

Von nun an entstanden Objekte von zeitloser Schönheit, die die Kriege überstanden haben und bis in die Gegenwart hineinreichen, als Stil, als Statement, als – wenn man so will – Trend gegen alles, was das moderne Attribut „Fast“ (engl.) besitzt.