Wenn ich in Kampen auf Sylt bin, gehe ich fast täglich an diesem alten Fliesenhaus vorbei und kann mich nicht sattsehen an dem wunderbaren Spiel der Farben: Die Außenwände sind zart rose, „nude“ würde man in diesem Mode-Frühling sagen, die Fenster creme-weiß und das Reetdach grün bemoost. Ich glaube sogar, es wäre nicht übertreiben, wenn ich beinahe jedes Mal auf meinem Spaziergang vorbei an dem Haus ein Foto schieße. Dabei sieht der Ort nicht sondern einladend aus, es fehlt jeglicher heimeliger Dekor von Büschen und Blümchen. Nur ein paar auf der Fensterbank gestapelte Bücher verraten, dass das Haus bewohnt ist. Es sind die Farben und die strenge klare Form der Architektur, die mich fesseln. Mit dem Himmel dahinter, wenn er so milchig türkis ist, wie heute morgen, dann sieht die Szenerie fast aus, als wäre sie einem frühem Polaroid Foto entsprungen.

Fliesenhaus

Je länger ich auf das Motiv schaue, desto mehr löst es sich assoziativ wieder auf: der nude-farbene Blazer, der grüne und cremefarbene Netz-Rock, die noch in der Produktion genäht werden, die weiße Bluse, die neue Patch-Streifen Jacke, die in der Musterung liegt, der Kaki Trench-Coat … Irgendwie hängen Haus und Kollektion miteinander zusammen, nur weiß ich noch nicht, ob das Haus den kreativen Prozess beeinflusst oder letzterer die Kontrolle über meinen Alltag übernimmt.

Fliesenhaus