Zeit für einen Blogbeitrag gäbe es heute eigentlich nicht, denn nach meinen Briefversprechungen bei jedem gestrigen Einkauf müsste ich mich in meiner Kemenate verschließen, um zu schreiben, schreiben, schreiben. Aber, das darf aus aktuellem Anlass kurz warten, um auf das Interview von Andrea Wulf hinzuweisen, die das faszinierende Buch über Alexander von Humboldt geschrieben hat, dem „Erfinder der Natur“, ein Gespräch, das in den Kontext der Klimakonferenz von Madrid gehört.

 

Ich habe ihr Buch schon einmal vorgestellt vor ein paar Wochen. Es liegt immer neben meinem Bett zusammen mit dem World Ocean Report über den Zustand der Meere und einem sonstigen Sammelsurium von Susan Sonntag bis Sofja Tolstaja und ihren Briefen. Es hat meine Bleistiftmarkierungen beinahe auf jeder Seite, auf der so eindringlich und komplex die Persönlichkeit und Denkweise des berühmtesten Mannes seiner Zeit geschildert wird: Abenteurer, Wissenschaftler und Denker. Was ist das Herausragende an ihm? Er hat Natur und Kultur miteinander verbunden, um den Blick zu schärfen für das Schöne, um die Wunder dieser Erde besser beschreiben zu können. Er betrachtete das Leben als ein netzartiges Geflecht und war damit der Erste, der nicht nur die Welt umreiste, sondern global denken konnte..

Die nächste große preisverdächtige Überschrift der BILDzeitung sollte nicht lauten WIR SIND PAPST, sondern WIR SIND HUMBOLDT und das möglichst noch rechtzeitig, bevor die Klimakonferenz in Madrid zu Ende geht. Dann hätten wir zutiefst verstanden, was wertschätzen bedeutet, dann würden wir den Bogen spannen von Kunst, Literatur und Musik zu den undurchdringlichen Dschungeln, den weiten Steppen, den fernen indigenen Völkern. Dann können wir Natur wieder fühlen.

Jawohl, ihr lest richtig, es lässt mich emotional werden, es ist mir ein Anliegen geworden, das meinen Alltag und meine Kreativität verändert. Welche Antwort hätte Alexander von Humboldt auf den Klimawandel? Er war kein Aktivist, so Andrea Wulf, sie könne es auch nicht sagen. Eines wäre jedenfalls klar, er würde ohne Punkt und Komma in den Salons dieser Welt darüber reden und warnen und die Menschen, die ihm lauschen, mitreißen für unser Leben als ein Ganzes, das es zu entdecken gilt, um es zu bewahren.

Die beiden Vorträge in dieser Woche in der MILCHSTRASSE 11 stehen in diesem Zeichen und in einem Gegenüber und Miteinander von Natur und Kultur mit dem Abenteurer Christian Rommel „Zu Fuß durch West-Papua“ am Donnerstag, den 12.12.2019, 19.00 Uhr, sowie mit der Tochter und Philosophiestudentin Roma Tyszkiewicz, die den Eltern die Welt erklärt und über Epikur und das Glück referiert, Freitag, den 13.12.2019, 18.00 Uhr. 

Soviel sei vorweggenommen, jede Reise nach außen ist auch eine Reise nach innen und verändert. Und wir dürfen nicht das kleine schnelle Glück dem großen dahinter vorziehen. Epikur forderte, niemals aufzuhören mit dem Denken und Philosophieren. Wir sind dafür weder zu alt noch zu jung. Genauso sollten wir uns der Emotionalität der Jungen anschließen, auch dafür ist es niemals zu früh oder zu spät. Die Schüler sind in 2019 unsere Impulsgeber geworden und Humboldt feiert seinen 250. Geburtstag.

Die MILCHSTRASSE 11 ist Partner für www.reisen-bis-ans-ende-der-welt.com