Ein geschenkter letzter Tag auf Sylt, die Kartons für Hamburg sind schon abgeholt, die Koffer mit den aktuellen Teilen gepackt, und dann kam dieses Licht, wie es nur der Norden hervorbringen kann, wie es seit Jahrhunderten die Künstler faszinierte.

Schnell zog ich die Gummistiefel über, schlüpfe in die dicke Jacke und eilte Richtung Wattenmeer, der leuchtenden Wolke hinterher.

Der Himmel färbte sich zartviolett und plötzlich kam der Mond heraus, voll und hell und so riesig. Ein Mond ganz für mich allein, denn rundherum gab es keine Menschenseele, die Insel ist entleert. Und so lief ich entlang des schmalen Strandes, der Wind kräuselte die Wellen, ansonsten eine Stille, die die Gedanken in alle Richtungen laufen lässt.

Ein Moment, die Welt zu umarmen, sich rückwärts auf den Sand fallen zu lassen, um die auftauchenden Sterne am Himmel zu zählen. Zu viel der Romantik, ein einsetzender Nieselregen ließ mich den Kopf ein wenig senken und geschwind zurück zu Roma e Toska und den halbgepackten Koffern kehren.

Solch ein Mond will jedoch erzählt werden, also lud ich kurzerhand die Freundin aus List ein, und wenig später saßen wir zwei Frauen beisammen, aßen die Reste aus dem Kühlschrank, tranken den letzten Tropfen Wein und unterhielten uns über das Abenteuer Leben. Sie wünscht sich ein „langweiliges“ Jahr, in dem die Tage wie ein ruhiger Fluss sich aneinander reihen, ich wünsche mir ein erlebnisreiches Jahr, mit ständig neuen Herausforderungen, die auf mich einprasseln. Von jedem ein bißchen wäre schön, wir müssen schmunzeln, so vertraut, und wissen plötzlich ganz viel von dem anderen. Und der Mond, der ist mittlerweile über dem alten Kapitänshaus angelangt.

… Diesen Text schrieb ich gestern morgen in der Nordostsee Bahn auf dem Weg nach Hamburg, mit mir vier große Koffer, eine Tüte, eine Tasche. Und dann nahm mich die Milchstrasse 11 in Empfang mit so vielen Begegnungen, Gesprächen und Prosten auf das neue Jahr, dass darüber dieser Beitrag nicht hochgeladen wurde. Sorry, ein Ausfall-Tag mit Erinnerungen an „my private moon“, von dem ich jedem berichten musste. Er bleibt im Kopf  bis wir zu Biike Brennen (21.2.2020) unser Geschäft in Kampen wieder eröffnen. Bis dahin genieße ich die Alster.