Es ist wieder einmal Zeit für ein Rezept des Grafen: Miesmuscheln in Sahne-Wein-Sauce mit Frühlingszwiebeln. Beinahe wirkt es altmodisch das Gericht und allzu oft muss man den Fischladen wieder enttäuscht verlassen, weil es keine Muscheln gibt.

Diesmal hatten wir Glück, denn am Strand von Kampen/Sylt wurden die Beton-Pfeiler, die über Jahrzehnte als (nutzlose) Wellenbrecher dienten, entfernt und spülten die Miesmuscheln an Land. Eine Delikatesse nicht nur für die Möwen.

Diese Muscheln leben in den Gezeitenbereichen der Meere und heften sich mit einer Art „Superkleber“ an nahezu alles fest.

Mittlerweile ist es vollkommen egal, ob wir uns an die Monate mit „R“ oder ohne „R“ halten. Früher, ohne Kühlsysteme und Kühlschränke, war das wichtig, die Muscheln nicht von Mai bis August zu fischen und zu essen.

Gestern, am 14. Juni (ohne „R“) kamen sie bei uns auf den Tisch! Kosten: Ein wenig Zeit beim Strandspaziergang, ein Bund Frühlingszwiebeln, eine Knoblauchzehe, ein Rest vom Weißwein aus der Flasche vom Abend zuvor, und ein Becher Sahne. Ein „Strandräuber“ Menü für arme Leute mit Sinn für kulinarischen Hochgenuss.

Die Muscheln in einem Eimer oder großen Topf in Salzwasser über Nacht wässern, damit sie sich öffnen und der Sand ausgespült wird. Anschließend von den „Pocken“ und den Bartkleber-Haaren säubern. (Die Fäden, die unten am Fuß der Muschel hängen sind Ausscheidungen von ihrem Kleber.)

In einem Topf einen Esslöffel Butter zerlassen, die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden und leicht anbraten, eine Zehe kleingeschnittenen Knoblauch dazu geben. Die Muscheln hinein und den Deckel drauf. So lange erhitzen, bis sich die Schalen öffnen. Geschlossene gleich wegwerfen.

Mit Weißwein und einem Becher Sahne löschen und zum Kochen bringen. Das ist schon alles. Servieren und dabei an das Meer denken, an den Wind, der das Wasser kräuselt, und von einem langen Sommer träumen.