Wir leben auf einem der teuersten Pflaster der Republik. Wir befinden uns am Sehnsuchtsort mit endlosem Strand, würziger Brise, Blick auf den Horizont. Jeder Schritt hier kostet Geld – auf jeden Fall in der Fernwahrnehmung, richtig Geld: das Hotel, das Restaurant, das Shopping. Ein Grund mehr zu zeigen, dass es Dinge gibt „money can’t buy!“ mit einem „Menü für lau“ und einem Meer für unendlich!
Wir sind verabredet am Parkplatz unterhalb der Sturmhaube: der Graf, der Kumpane, die Journalistin und die Designerin (sprich ich). Die Männer hatten tags zuvor am Watt die wilden Austern gesammelt (Mundraub), dazu die Crépidule Schnecken, die die US-Soldaten 1945 mit ihren Landungsboten als blinde Passagiere aus der Normandie mitbrachten. Immer noch eine Delikatesse in den First Class Restaurants in Frankreich. Und schließlich gehören die Bigorneaux dazu, die Strandschnecken, die es überall auf der Welt gibt. Kosten für diese Vorspeise: zwei Stunden Watt-Expedition, Schweiß, Glück, € 0.
Mit dem Klapptisch von Qitoya und zwei prall gefüllten Provianttaschen gehen wir rüber zu den Strandkörben, die mittlerweile bis auf wenige geleert sind. Wir besetzen zwei davon, wen stört’s. Kosten € 0.
Der Salat als Vorspeise war in der Vollpension des Hotels enthalten, der Wein ist ein Geschenk, das Baguette verspielt sich in der Kostenaufstellung, das Wasser kommt aus der Leitung.
Es folgt die Hauptspeise: ein Potpourri aus den Überresten der letzten Tage: das Couscous von vorgestern, das Tabouleh von gestern, die Champions aus dem Kühlschrank mussten dringend gegessen werden und die Dose mit den eingelegten Tomaten stand auch schon seit Urzeiten im Regal. Kosten: Restbestände und abgeschriebene Warenwerte = € 0.
Fehlt nur noch die Aussicht auf einen spektakulären Sonnenuntergang am Meer, der unter die Rubrik fällt: Nicht mit Geld zu bezahlen. Leise Geräusche in der Ferne, selbst die Möwen halten ihren Schnabel.
Der Abend neigt sich dem Ende zu, wir haben gespeist (der Dessert ist für morgen aufgehoben), wir haben getrunken, wir haben geplaudert und uns unendliche Male versichert, wie einzigartig es ist: dieses „Menu for a Penny“.
Es ist spät als der tuckernde in die Jahre gekommene VW-Käfer wieder vor dem Haus hält. Ich lege mich auf den Rasen, rücklings, und schaue in den Nachthimmel, wo es diese Nacht ein Fest der Sternschnuppen geben soll. Wünsche habe ich so einige und keiner von ihnen kostet Geld, sondern nur ein wenig Phantasie und Improvisionsgabe.
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