Schon interessant, schreibe ich über ein Rezept meines Mannes, so schießen die Klicks im Blog in die Höhe, schreibe ich philosophisch über die Fashion-Industry, so bewegt sich das Interesse am unteren Rand der Begeisterungsskala. Das soll natürlich keineswegs heißen, dass ich die Mode für die Kochkunst opfere, aber es darf sich gerne ab und an ein kulinarisches Kleinod hier einschleichen …

Wir sind auf der Insel und der Wind braust mit stürmischem Südwest auf die Küste. Ich habe mich schon kräftig durchpusten lassen, es ist Abend, das Geschäft ist geschlossen, ich sitze gemütlich bei einem Glas Wein am Schreibtisch und oben in der Küche auf zwei Quadratmetern köchelt der Graf eines meiner ganz einfachen Lieblingsgerichte: Blumenkohl und Brokkoli mit Béchamel-Sauce. Kostet keine €5, kann jeder leicht nachmachen und sollte ins feste Repertoire der Alltagsküche gehören.

Als kleine Randbemerkung wie immer an dieser Stelle: Ich kann überhaupt nicht kochen, gehöre zu der Kategorie Frau, die das Wasser anbrennen lässt. Wenn ich hier das Rezept notiere, dann folge ich als „Tippse“ den Notizen meines Mannes. Los geht’s …

In einer feuerfesten Auflaufform oder einem Kochtopf den Blumenkohl oder Brokkoli oder gar beides mit wenig Wasser kochen, ca. 15 – 20 min lang. Das gibt uns Zeit für die berühmte Béchamel-Sauce. Dafür in einer Pfanne oder einem Topf ca. 50g Butter zum Schmelzen bringen (Herdplatt auf Volldampf).

Anschließend einen gehäuften Esslöffel Mehl durch ein Sieb darüber streuen und mit Ausdauer verrühren, damit es nicht klumpt.

Und während man so mechanisch vor sich hinrührt, denkt man an Katharina de Medici, die im 16. Jahrhundert diese Sauce samt den dazugehörigen Köchen von Italien nach Frankreich brachte. Unsere Familie ist nicht mit ihr verwandt, nicht schlimm, war sie doch eine perfide Giftmischerin. Die Sauce ist aber ungefährlich, im Gegenteil, wenn man alles richtig macht, ist sie einfach nur köstlich.

Sowie Butter und Mehl leicht dicklich werden, gießen wir etwas Milch dazu. Jetzt geht’s schon wieder los, wir Nicht-Köche sind hilflos, denn es erfordert das feine Gespühr des Kenners. Es darf nicht zu dünnflüssig werden und nicht zu dicklich, eben genau so viel, wie das Mehl aufnimmt.

Mengenangaben werden nicht veröffentlicht, Ihr bekommt es schon irgendwie hin. Und wenn es aus dem Gleichgewicht gerät, einfach noch ein wenig Mehl oben drauf und wieder ein wenig Milch … Je mehr Sauce, desto mehr Genuss am Ende. Es wird schon schiefgehen.

Wer möchte, kippt nun den geschnittenen Schinken dazu, Vegetarier greifen zu anderen Alternativen wie Pilzen. Achtung, nicht mehr zusätzlich salzen. Abschließend noch einen Teelöffel Rinder- (oder Gemüse-) Bouillon dazugeben für den raffinierten Aromen-Mix.

Familienmitglieder und Freunde, die nicht in den akuten Kochprozess involviert sind, dürfen jetzt geschwind den Tisch decken, die Flasche Wein öffnen, die Kerzen anzünden, denn gleich ist das Essen fertig.

Etwas Petersilie kleinhacken, das Wasser von Blumenkohl und Brokkoli abgießen und die Sauce über das Gemüse kippen. C’est ça! Es ist das einfachste Gericht der Welt und schmeckt wie bei Großmuttern Zuhause. Wohlgemerkt: Das Wort „Lecker“ ist verboten! Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Kocht es einfach nach, Varianten gibt es unzählige mit Pilzen oder Lachs. Und dann findet dafür Eure eigenen Adjektive. Bon Appetit!

Diese feuerfeste Auflaufform stammt von Wilhelm Wagenfeld (1900 – 1990) aus den 1930er Jahren. Das wäre doch mal das richtige Geschenk zum Abi statt Auto. (Findet man manchmal auf dem Flohmarkt oder in der MILCHSTRASSE 11, € 130 zzgl. Versand).

ZUTATEN: 1 Blumenkohl und wer möchte noch einen Brokkoli. Für die Béchamel-Sauce: 50g Butter, etwas Mehl, etwas Milch, kleingeschnittenen Schinken oder Lachs oder Pilze, etwas Petersilie.