Es mag ja sein, dass ich eine talentierte Blogschreiberin bin und eine durchaus begabte High-Fashion Designerin, als Kunsthistorikerin habe ich zwar mit Auszeichnung promoviert, aber mein Mann meinte immer, das könne ich am schlechtesten. Es gibt jedoch etwas, das ich noch viel schlechter kann: mit Planzen und Blumen umgehen. Ich besitze den sogenannten „schwarzen Daumen“, der selbst Kakteen sterben lässt, indem er sie schlichtweg ertränkt. Andere, die dringend nach Wasser flehen, müssen verdursten, da mein Blick gerade und permanent in andere Richtung wandert. Übersehen, vergessen, gestorben, meine kleinen Pflanzen, die doch das Haus verzieren sollten.
Als wir auf’s Land zogen, in das Herrenhaus vor den Toren Hamburgs, und ich mich in einer kompletten Daseinskrise befand, noch kurz vor dem Coming Out als Erfinderin von Roma e Toska … nun, da wollte ich von 0 auf 100 Hobby-Landschaftsgärtnerin werden mit der irrigen Vorstellung, schon morgens um 6:00 Uhr die Rosenbeete zu harken. Ich habe es einmal getan, es blieb mehr Unkraut übrig als Rosen. Aber stilvoll war ich angezogen, die Belle Jardinière, die sich erst die richtigen Handschuhe (es hätte Prada sein können) kaufte und das teure Werkzeug aus irgendeiner Garten-Boutique. Sie fanden eine Zweitverwendung viel später bei einem der Fashion-Shootings im Garten, dessen Pflege mittlerweile die Russen aus dem Nachbardorf übernommen hatten und die Aufsicht darüber besaß der Graf. Ich war aus dem Spiel.
Nach diesem kleinen Exkurs in die Vergangenheit, nun zu dem neuen „Vorgarten“ der MILCHSTRASSE 11, der bis gestern Morgen noch ein trauriges Bild abgab mit tapferen kämpfenden „Survival“ Rhododendren, die vor lauter Leid schon ganz gelb geworden waren. Also ran, fegen, putzen, scheuern, die Blätter entfernen, die schon gestorben waren, die Pflanzen endlich wässern und ihnen einen kräftigen Schluck aus der Substral-Pulle geben, kann nie schaden.
Anschließend bin ich losgegangen, um endlich mal so richtig maßlos Blumen zu shoppen: Hortensien, wie sie vor den Häusern auf Sylt stehen und vor den adligen Villen auf dem Land. Hart verhandelt 4-für-2 Preis und angeliefert gestern vor Ladenschluss.
Nun besitze ich – passend zur Kollektion – einen wahren „Hortus conculus“, wie der Garten der Unschuld in der bildenden Kunst heißt. Allerdings ohne Zaun, weit geöffnet, und es fehlen zur Komplettierung des ikonographischen Bildes die Lilien, die mag ich aber nicht. Meine frühmorgendliche Tätigkeit: Gießen. Und womit der Tag beginnt, da endet er auch: gießen.
Ab Freitag, müssen allerdings die Mitarbeiterinnen übernehmen, dann bin ich auf Sylt und dort gießt der Graf … Freu mich auf Euch!
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