Wenn ich einmal ein Kochbuch schreiben sollte, dann würde ich es „Das Zwei-Linke-Hände-Kochbuch“ nennen. Kurzum, die Küche ist nicht der Tummelplatz meiner Talente. „Sie lässt sogar das Wasser anbrennen“, hieß es gehässig. Also deckte ich den Tisch und kümmerte mich um die Gäste. Aber, wenn es um die Konfitüre geht, dann packt mich der Ehrgeiz. Diese hier widme ich dem Cousinchen, das heute ihren Geburtstag feiert. Die Arme musste meine experimentellen Zwischenstationen durchleben. Stichwort „rancid“ (ranzig), sah gut aus, aber zu viel Butter.
Fehler werden nicht zweimal begangen. Nun das Rezept, das so leicht ist, dass ich es sogar als Doppel-Linkshänderin schaffe: In einer tiefen Pfanne oder einem Topf einen Esslöffel Butter (50g) erhitzen und dann die gepflückten Brombeeren dazugeben. Wie wir sehen, sehen wir nichts. Die Brille beschlagen.
Erste Krise, es gibt keine Zitronen. Ich überschlage die Zeit, die ich bis zum Dorfladen brauche, wenn ich laufe, Zitrone greife, bezahle, zurück sprinte. Ich müsste es in ca. 6 min. schaffen. So lange sollen die Brombeeren bei voller Hitze aufkochen.
Geschafft, allerdings nicht empfehlenswert, da hohes Verbrennungsrisiko. Auf kleiner Hitze weiter köcheln lassen. Dann den Saft einer halben Zitrone über die Brombeeren spritzen und einen gehäuften Esslöffel Zucker hineinstreuen. Ich mache das so nach Fingerspitzengefühl (linkshändig).
Alles gut verrühren und probieren. Schon fällt der Löffel von Maxim’s aus Paris in die köstliche Marmelade, aber es schaut ja keiner zu, ich bin allein, die Küche ist meins, die Hunde schlafen nach dem Spaziergang.
Während der Brombeermus noch ein wenig vor sich hin köchelt, arbeite ich mich durch die aktuellen e-mails und vergesse ihn fast. Wen? Den Topf dort oben auf dem Herd. Auch so eine schlechte Eigenschaft, immer alles gleichzeitig zu machen. Eignet sich nicht für Kochkünste. Aber gut, es ist nichts passiert, im Gegenteil …
Wo ich früher eine „wohlwollende Vier“ kassierte, bin ich jetzt eindeutig in die Sterne-Region vorgedrungen. Die Erinnerung an die gemeinsamen Spaziergänge, an den Duft von Heide und Heckenrosen und den Blick über das Watt mit der aufgehenden Sonne … isst mit.
Noch geschwind die 1A Geburtstags-Konfitüre mit dem richtigen Still-Life-Styling inszenieren für die Mit- und Nachwelt. Schwierigkeitsgrad: easy! Happy Birthday, Cousinchen, genieß mir Paris, ich begnüge mich mit der zweiten Portion Brombeer-Marmelade.
Herrlich wie Du den Herstellungsprozess kommentierst, dasabgelichtete Endergebnis schreit nach einem echten Pariser 🥐 Bon apetit!
Schon beim Lesen lief mir das Wasser im Mund zusammen. Bitte mehr davon!