Manche werden die letzten Tagen festgestellt haben, dass ich ein wenig still und in-mich-gekehrt wirkte, auch müde vielleicht. Andere fanden mich strahlend, so von innen heraus. Meine Töchter meinten, ich wäre good looking. Nun darf ich das Geheimnis dahinter lüften, denn der Vertrag dazu ist soeben eingetroffen: Countess Bridget wird das neue Modell von Jean-Paul Gaultier.

Dafür bin ich, top secret, vor wenigen Tagen auf Stippvisite nach Paris gereist. 20 Stunden Stadt an der Seine, Headquarter Prêt-à-Porter, der Designerin persönlich, Aktion pur, mein Französisch sprudelte, mein Walk im Probelauf. Ich lernte meine Grenzen kennen.

Ist das aufregend, das ganze Team um mich herum, die wunderschönen Couture Teile, die Seide, die Prints, die Falten. Hinreißend. Crazy fashion world. Laufen muss ich noch lernen, meine Füße drehen sich immer nach innen, aber das hat schon Christiane Scheck während der Pilates-Stunden entdeckt.

Meine Beine sind zu kurz, die Taille zu pummelig, keineswegs gehöre ich zu den Mainstream Models und den berühmten Size Zero Hungerhaken. Aber Jean-P, wie ich ihn nennen darf, das einstige „Enfant terrible“ unter den Couture-Stars, suchte immer schon nach den Charakteren auf dem Catwalk. Ich platze vor Stolz und pose, was das Zeugs hält.

Wie wir uns gefunden haben? Gute Frage, ich habe ihn schon lange gefunden, trug seine Marine-Streifen in den Achtzigern. Den ersten Blazer kaufte ich in New York und hungerte dafür eine Woche. Seine Netzhemden, waren Inspiration für meine frühen Entwürfe. Er ist eine meiner Ikonen. Begonnen hat er bei Pierre Cardin, den er immer zutiefst bewunderte, so wie ich auch. Verrückt waren seine Entwürfe für Madonna, wie der ikonische BH, den ich auch für ein erstes Fotoshooting tragen durfte. (Geht so, ich übe ja noch.)

Wichtiger für Euch ist natürlich die Frage: Wie fand JPG mich? Wer oft genug am Strand vor dem Handystativ räckelt, wird entdeckt, könnte ich antworten. Wäre ein wenig banal. So leicht geht es nun auch nicht von Insellage in die Metropole der Fashion-Welt. Aber immer gibt es irgendwo einen Freund oder eine Freundin von der Freundin von der Freundin, die wieder eine Freundin hat, die befreundet ist … mit eben Jean-Paul.

Ihm gefiel mein Humor, das Lachen im Gesicht, wenn es nichts zu lachen gibt. Meine dicken welligen Haare (danke Jefferson), wie ich das Unperfekte lebe, mich in Yves Saint Laurent in den Sand werfe. Mein Freigeist-Look bei acht Windstärken. Egal, wie die Knie aussehen, ob die Hände schon schrumpelig werden. Klar, der kleine Oster-Schoko-Speckbauch muss noch weg. Aber die Zahnlücke, hey, die war mein Joker, Madonna hat sie auch.

So kam dann vor Wochen der Call aus Paris: „Salut Madame Contesse, hätten Sie Lust, wann würde es passen?“ – Ja, wann würde es passen zwischen Dienstag Salon, Wände bemalen, Sex Talk und Ostern? – „Wann immer sie wollen, Monsieur Gaultier“, hauchte ich ins Handy, und schon war ich an der Seine, während Toska auf dem Weg nach Hamburg war. Töchter müssen a) nicht alles wissen und b) nicht immer dabei sein, wenn „Mami“ ihre neue Karriere startet: Couture Modell.

Hören wir nie auf zu fantasieren, denn das Irre ist, ab-und-an gelingt selbst das, was wir uns nie erträumt haben. Fortsetzung folgt! Regelmäßig werde ich jetzt pendeln, üben und laufen, lächeln und posen, denn nächstes Jahr starten die großen Vorbereitungen für 50 Jahre Jean-Paul Gaultier.