Wer sich fragt, was auf dem komischen Titelfoto drauf ist, dem sei gesagt: Es sind meine Haare, wie sie bei jedem Schritt hin-und-her wippen. Ich gehe unten an der Elbe entlang, gebeugt, in Gedanken versunken. Und so habe ich mit den Augen stoisch die Locken beobachtet und überlegt, es könnte ein Bild sein, mit mir zwischen allen Welten, beschäftigt mit fiktiven Briefen an reale Menschen.
Wie vieles sagt sich später besser oder bleibt doch lieber ungesagt? Ich formuliere in Variationen, versuche mir Pointiertes zu merken für später. Dazwischen schiebt sich frech der Brief für eine Freundin an einen typischen „Mansplainer“ (die sich selbst gern reden hören). Kommentar meiner Tochter Roma (28): Bei der nächsten Darwinistischen Evolution werden sie nicht mehr dabei sein. – Schreibe ich aber nicht auf mein Phantasiepapier.
Weiter geht es durch die Pfützen und den Matsch. Warum eigentlich alle Frauen meinen, man könnte nicht schick angezogen mit den Hunden spaziergehen? Kann man schon. Gestern musste ich sogar im orangenen Prada-Rock Hund Bonnie aus der Elbe rausfischen. Haben Tier und Klamotte bestens überstanden.
Weiter geht es, die Hände tief in den Seitentaschen der Jacke vergraben, die Kapuze nach vorne gezogen. So langsam kenne ich einige Spaziergänger*innen, wie sie jeden Morgen mir begegnen, der Mann mit den traurigen Augen, der immer an der gleichen Stelle seine Dehnübungen macht, die verhuschte ältere Dame, die jedes Mal erschrickt, wenn ich mit beiden schwarzen Vierbeinern an ihr vorbeigehe, der Jogger, der so herrlich schlurft, als wolle er nicht vorwärtskommen.
Immer an dieser Stelle muss ich an das Künstlerbuch WALD von Gerhard Richter denken, es beflügelt mich, und ich tauche in meine eigenen Kreativbereiche ab. Was kommt alles für das Frühjahr? … Wird Zeit. Ich muss mich organisieren.
Sassa (Taglia Scarpe) schickt die passenden Schuhe dazu. Aber ich stecke noch in meinem Winterschlaf, und gleichzeitig galoppiere ich in den kommenden Herbst, bereite in Gedanken die dazugehörigen Traumwelten 2023/24 vor.
Ich glaube zum Pink müsste sich noch das türkisfarbene Hellblau addieren. Eine Explosion der Farben, die uns den Trübsinn aus dem Hirn vertreibt. Das wäre jetzt genau das Richtige. Aber Geduld. Ich bin wie so oft die, die spät dran ist. Bin wohl zu sehr in Gedanken. Meine andere Tochter Toska meinte kürzlich: Mami stop mal kurz mit Deinen Überlegungen, die Welt zu retten. – Aber es gehört doch alles zusammen!
Wie schön die Bauten von Martin Elsaesser sind, die der Frankfurter Architekt 1930–32 für die Firma Reemtsma schuf. Das Seladon Grün der Fliesen wäre auch ein Inspiration …
Den einen Brief schreibe ich im Bus, der andere bleibt in meinem Kopf für später …und weiter geht es am Schreibtisch zwischen all den schönen Dingen, wie sie Carmen hier in der Poolstrasse 30 arrangiert hat.
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