Als ich heute morgen ganz früh aufstand, weit bevor die Sonne aufging, funkelten noch die Sterne über dem alten Kapitänshaus. Wie romantisch! Läge der Tau nicht auf dem Gras, hätte ich mich rücklings ausgesteckt, um die Unendlichkeit eine Weile anzustaunen.

Aber zurück zum gestrigen Abend mit „Amazing“ und ihrem ersten Konzert hier im Garten. Was für ein besonderes Erlebnis, das uns das „Jetzt“ ganz innig genießen lies. Ein Event, nicht lange angekündigt, mit Gästen, die erst vor wenigen Stunden davon erfuhren … Die Süddeutsche Zeitung betitelte es in ihrem Gesellschaftsteil als die „Entdeckung der Gegenwart“. Stimmt. Viel ging bisher nicht, und was noch kommt, ist ungewiss.

Und so spielten die Vier ihre Musik-Premiere mit ungewöhnlichen Akzenten, die sie ihren eigenen Kompositionen und den bekannten Songs gaben. Mit einer unbeschwerten Spontanität und einer erfrischenden Improvisation. Und alle lauschten, froh wieder lauschen zu dürfen. Keiner meckerte über die ungebetenen Mücken. Selbst der Hund lag andächtig mittendrin.

Ein schönes Quartett, Gero an der Gitarre, Klaus am Bass, Stevie mit seiner glasklaren, frei herausschmetternden Stimme und Luisa mit ihrem samtenen tastenden Timbre, das uns alle verzauberte. Mein Lieblingslied: Das neu interpretierte „Fragile“ von Sting. Es wirkt wie eine Umkehrung des Songs von 1987 (remastered 2009), als würde die Sängerin in der Zerbrechlichkeit eine Stärke suchen, während das Original das Zarte und Fragile vor ihrer Zerstörung beschützen will. – Vielleicht, vielleicht auch nur meine Deutung.

Der Abend wird lang, die Zuhörer sind schon längst gegangen, und wir sitzen alle noch um den Tisch herum in dem alten Kapitänshaus zwischen der Mode und Kunst, diskutieren über diese ungewöhnliche Zeit, das neue „Fragile“, das Lächeln hinter den Masken und das für viele noch ungewohnte: „Mal sehen“. Mal sehen was kommt.

Irgendwann fragt mich Luisa spontan, ob ich nicht einen Song für sie schreiben möchte und Stevie würde die Musik komponieren. Was für eine kindliche Freude packt mich: Ich schreibe einen Song, und sie liefern die Töne. Ja, das mache ich, wenn ich wieder für mich allein bin … Inzwischen denke ich mich noch einmal hinein in die „Fragile“ Version mit Sting und Stevie Wonder von 2012.