Diesen Beitrag hier wollte ich schon vor Tagen schreiben, aber dann wurde ich krank, dann war dies und dann war das, der 1.Advent, den ich stimmungsmäßig nicht vermiesen wollte. Egal, irgendetwas kam dazwischen, an dem 4. Global Climate Change Tag saß ich schniefend und fröstelnd in einer Ecke und wollte mich nicht rausbewegen. Meine Entschuldigung: ich schreibe einen Artikel!
Und dann habe ich gestern im Bett gelegen und bis tief in die Nacht gelesen über den heutigen Weltklimagipfel, der in Madrid startet, und es wurde mir Angst und Bange um unsere Welt. Ist es nicht nur verständlich, dass die Jungen uns Erwachsenen den Vorwurf um die Ohren schleudern, dass wir es vermasselt haben: How dare you? – Wie kannst Du es wagen! … mit unserer Zukunft so fahrlässig umzugehen?!
Die EU ruft den Klima-Notstand aus und Politiker diskutieren, ob das Wort „Notstand“ der richtige Begriff ist. Dann ersetzt ihn, sucht Euch ein anderes Wort, aber lenkt nicht von der Tatsache ab. Wenn es zum Klimaabkommen von Paris (2015) zurückkehren soll, dann müssen wir unser Leben drastisch ändern, dann helfen nicht Mülltrennung und ein paar weniger Fahrten mit dem SUV zum nächsten Supermarkt. Wir reden jetzt schon über eine Erderwärmung von 3 – 4°C bis zum Ende des Jahrhunderts. Was das bedeutet? Die Wissenschaft hat dazu klare Antworten.
Alles nicht so schlimm? – Doch! Wir haben Kinder oder Patenkinder, vielleicht schon Enkelkinder. Denken wir in Dimensionen unserer Familie und unseres engsten Kreises, so fällt es leicht, über die Generationsgrenzen hinaus zu wandern, dann sind wir schnell bei 2030, 2050 oder gar 2070. Wenn heute, am 2. Dezember 2020, ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen geboren wird, dann wird er oder sie die nächste Jahrhundertwende erleben, theoretisch. Wie sieht dann unsere Welt aus? Spielt es einmal durch in Euren Köpfen und belest Euch, so wie es Eure Zeit gerade erlaubt, beim Frühstück, zwischendurch, holt Euch den neuen World Ocean Review über den Zustand der Polarmeere, den der Mare Verlag gerade herausgebracht hat. Er liegt neben meinem Bett, meine Lektüre. Der Verleger Nikolaus Gelpke wird ihn am 23.1.2020 bei uns in der MILCHSTRASSE 11 vorstellen.
Die Wut der Jungen geht durch alle Instanzen. Beim letzten Business of Fashion (BoF) in Oxfordshire/UK vor wenigen Tagen ging es ebenfalls dramatisch zu als sich Clare Farrell mit ihren Anfang 20 Jahren auf die Bühne stellte, natürlich aufgeregt, bewegt, betroffen, und den Zuhörern aus der internationalen Fashion Industrie entgegenschleuderte: „What is glamorous about living in a dying world, and what is fashion doing to the planet, and is it really worth it?“
Nie war ich Aktivistin, wie manche von Euch. Umwelt war für mich die Natur meiner Kindheit, meine Zeit widmete ich der Kunst, Literatur und Mode. Nun gilt es für mich, die Dinge neu zu denken, meine Prozesse in der Fertigung zu optimieren, auf Stoffe, Recycling und Upcycling zu achten, so zu produzieren, dass es nicht zu viel ist, dass es getragen wird, und dass wir darüber weiter reden, über uns und unser Leben. Die „Eisbären im Sommer“ waren ein Anfang, die „Waterscapes-Trilogie“ eine Fortsetzung.
Die Milchstrasse 11 wird zum Forum für neue Diskussionen. Es wird noch viel mehr folgen, das ist erst der Anfang. Damit wandele ich das „How dare you!“ um in etwas Positives, in eine Aufforderung mitzumachen. Ich reihe mich ein in einen Prozess des Umgestaltens mit meinen Mitteln, denke neu und fühle, dass eine Verkrustung aufbricht, mein Blick sich schärft und das Leben wieder spannend wird. Wir alle können teilnehmen und unserer politischen Stimme bewusst werden. We can change! – „Yes, we can!“ – Was für ein starker Satz, der eine neue globale Klima-Bedeutung erhält.
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