HOME. THIS MUST BE THE PLACE

Wie schaffe ich ein Zuhause über Grenzen? Die Familie ist versprengt, Roma in Übersee, Toska in Paris, die Freunde sind ebenfalls verteilt. Heute früh erhielt ich ein paar SMS, wie nah wir uns plötzlich sind. Meine älteste Tochter schickt Grüße von La Réunion, wo die Regenzeit begonnen hat. Toska ruft an, besorgt, hustet, muss einen PCR Test machen, Verdacht. Janna aus Dänemarkt schreibt, dass ich die Kerze bis Weihnachten jeden Morgen anzünden soll für all die anderen …

Mach ich und denk dabei an jeden, der mir fehlt. Gestern ist die Girlande an dem Kapitänshaus angebracht. Es funkelt um die Tür herum in der Dunkelheit. So liebe ich es und nicht wie ein paar Schritte weiter, wo ein Lichtmeer à la Hollywood aufgebaut ist. Das hat nichts mehr mit „Home“ zu tun.

Während ich spazierengehe, denke ich über den Begriff „Zuhause“ nach, er ist mir wichtig, auch wenn ich oft mit ihm gehadert habe, früher, wenn ich nur weg wollte und zuhause als „kitschig“ und „spießig“ empfand. Die Super-8-Filme, die gerahmten Fotos und der Nippes überall. Ich wollte es immer neu erfinden, das „Home“ mit all dem, was dahinter steht.

Und so führen mich mit jedem Schritt die Gedanken hierhin und dorthin. Landen schließlich bei den Talking Heads, der Kultband der achtziger Jahre mit dem herrlichen David Byrne und seinen riesigen Jacketts wie sie Dries von Noten gerade wieder in seiner Kollektion hat. Die Gruppe fand sich zusammen an der Rhode Island School of Design in Providence Rhode Island/USA, an der ich damals Studentin war. Sie gaben ihre Konzerte und ich war ihr Groupie. Ihr Lied passt: „This must be the Place“ mit dem Wort „Home“ im Refrain. Je weniger wir darüber sagen, desto besser, Füße auf dem Boden und Kopf im Himmel.